Sie bringen Fußgängerinnen und Fußgänger immer dann zum "Stolpern", wenn sie es am wenigsten erwarten: Auf dem Nachhauseweg. Nach einem anstrengenden Arbeitstag. Nach einem Treffen mit engen Freunden. Beim Tanzen auf den Straßen an Karneval.
Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig richten sich gegen das Vergessen. Auf den kleinen Messingtafeln sind die Namen der Menschen eingraviert, die den Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer gefallen sind. Sie werden meist direkt vor den Häusern platziert, die das letzte Zuhause der oft jüdischen Menschen waren.
Neue Steine in verschiedenen Teilen Kölns
Ein paar der über 50 neuen Steine wurden am Montag in Köln Höhenberg verlegt. "Für mich ist wichtig, dass die Stolpersteine als Gedenksteine überall dort auftauchen, wo die deutsche Wehrmacht, die SS, die Gestapo, die Nazis, die Faschisten ihr Unwesen getrieben haben", sagt der Künstler Gunter Demnig, als er die neuen Steine an der Olpener Straße 64 in den Boden lässt.
Dort hat Familie Jakobs gelebt. Leo und Grete Jakobs waren gemeinsam mit ihren Kinder Rolf und Ruth noch bis 1939 unter dieser Adresse gemeldet. Danach mussten sie vermutlich in eines der zahlreichen Ghettohäuser auf der anderen Seite des Rheins ziehen, bevor sie dann ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gebracht wurden und dort alle ermordet wurden.
Orte gegen das Vergessen
"Ich merke immer wieder, dass es auch für die Angehörigen sehr wichtig ist, dass jetzt ein Ort da ist, an dem sie erinnern können, denn die meisten dieser Opfer haben weder Gräber noch Grabsteine. Sie wurden in Auschwitz in Rauch aufgelöst", sagt Gunter Demnig. Die Stolpersteine sind aber auch Teil des Geschichtsunterrichts an vielen Schulen oder in der Jugendarbeit in Vereinen. Für die Stolpersteine in der Olpener Straße haben Jugendliche der Evangelischen Kirchengemeinde Vingst Neubrück Höhenberg die Patenschaft übernommen.
Verlegung des ersten Stolpersteins vor über 30 Jahren
Gunter Demnig begann mit dem Projekt der Stolpersteine in den 1990er Jahren. Der erste Stein wurde im Jahr 1992 vor dem Kölner Rathaus verlegt. Danach folgten über 100.000 Steine in ganz Europa. Sie gelten als größtes dezentrales Mahnmal der Welt.
"Mir ist in letzter Zeit um die Ohren gehauen worden, dass das alles Routine sei, was ich da mache. Ich habe diesen Leuten geantwortet: Die Verlegung kann ich inzwischen vielleicht auch im Dunkeln. Aber komme mal einen Tag mit auf so eine Verlegefahrt und dann erzähle mir dann abends, dass es Routine ist." Das wird nie zur Routine - vor allem nicht das Zusammentreffen mit den Angehörigen", sagt Gunter Demnig - während an den Stolpersteinen Blumen niedergelegt werden.
Über dieses Thema berichten wir am 19.02.2024 auch im Hörfunk auf WDR 2 und in der WDR Lokalzeit aus Köln.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- NS-Dokumentationszentrum