Am Eingang von Lützerath stehen kleine Bagger. Die RWE-Mitarbeiter sperren die Straße ab, Journalisten müssen warten, bis der große Greifarm des Baggers einen Baum packt und ausreißt. An jedem Weg stehen Polizisten und Polizeiwagen.
Immer wieder versuchen einzelne schwarz vermummte Personen vom Klimacamp über die matschigen Felder zu waten, sie wollen die vorbereitenden Arbeiten von RWE stören. Eine Aktivistin steht auf einem Feldweg umringt von Polizisten. Ein Pressesprecher der Polizei sagt: "Wir haben eine weibliche Person in Gewahrsam genommen. Sie hat Widerstand geleistet und wollte zusammen mit anderen Aktivisten eine Polizeikette durchbrechen, um die RWE-Mitarbeiter an der Rodung zu hindern." Eine Sprecherin von "Lützerath lebt" kritisiert die Festnahme. "Die Menschen haben versucht die Bäume zu schützen und wurden dafür verhaftet und kriminalisiert."
Widerstand gegen Rodungen
Heute wurde niemand verletzt. Gestern flogen Flaschen und Feuerwerkskörper in Richtung Polizei und RWE. Eine Aktivistin hatte sich laut Polizei beim Zurückweichen am Fuß verletzt. Heute wirkt alles etwas ruhiger.
100 Meter weiter rückt der riesige Braunkohlebagger von RWE näher an die Überreste des Dorfes Lützerath heran, das die Aktivisten besetzen. Sie haben Barrikaden mit herausgerissenen Pflastersteinen und Bauzäunen errichtet.
Ein Aktivist im Klimacamp verteilt Frühstück mit einer großen Suppenkelle. Als er die Journalisten sieht, verhüllt er sein Gesicht. Er will auf Fotos nicht zu erkennen sein. In einer mit Heu gefüllten Halle liegen säckeweise Nudeln, geschätzt 500 Kilogramm. Genug, um lange hierbleiben zu können.
In der Halle daneben lagern Reifen. Am Tag zuvor sind schon viele angezündet worden, um RWE-Mitarbeiter an ihren ersten Vorbereitungsarbeiten für den Abriss des Dorfes zu hindern.
Um den 10. Januar herum soll Lützerath geräumt werden. Brennbares Material gibt es dort, auch Bambushölzer, aus denen sogenannte Tripods errichtet werden, auf denen sich Aktivisten in etwa drei Meter Höhe aufhalten. Auch Rohre mit Zement, um sich festzuketten, liegen in der Halle bereit.
Vorbereitungen für die Räumung
In den teils verfallenen, bemalten und mit Graffiti besprühten Häusern und Baumhütten machen sich die Aktivisten für die nächsten Tage bereit. Am Sonntag soll es ein Aktionstraining geben. Dort lernen sie beispielsweise, wie man sich fallen lässt, ohne sich zu verletzten.
Am 14. Januar werden tausende Braunkohle-Gegner zu einer Demo erwartet, zu der ein breites Bündnis an Klimagruppen und Umweltverbänden aufgerufen hat. Geschätzt über 11.000 Menschen wollen gegen die Räumung von Lützerath demonstrieren. Die rund 150 Aktivisten organisieren sich derweil, bilden Gruppen und verteilen Aufgaben, sagt eine Sprecherin von "Lützerath lebt". In Keyenberg gäbe es ein zweites Klimacamp als Ausweichmöglichkeit und für Menschen, die sich in der Nähe legal aufhalten wollen.
Information der Bürger
Die Polizei und der Landrat des Kreises Heinsberg haben für kommenden Dienstag eine Bürgerinformationsveranstaltung zur Räumung angekündigt. Sie findet ab 17 Uhr im Berufskolleg Erkelenz statt. Lützerath soll als letztes Dorf für den Braunkohletagebau Garzweiler II abgebaggert werden.