Mitglieder des Neusser Schulausschusses sitzen im Kreis, auf der rechten Seite ist eine Beamer-Leinwand zu sehen

Neusser "Scharia-Vorfälle": Runder Tisch fordert Fortbildung für Lehrer

Stand: 02.10.2024, 20:03 Uhr

Nach den Vorfällen an der Gesamtschule Nordstadt hat der Neusser Schulausschuss am Mittwoch über erste Erkenntnisse beraten.

Von Peter HildPeter Hild

Der eingesetzte "Runde Tisch" mit Vertretern unter anderem von Schulen, Schülern, Eltern, Polizei und Extremismus-Experten fordert klare Aussagen vom Land NRW, an denen sich Schulen bei solchen Vorfällen orientieren können.

Ende vergangenen Jahres hatten muslimische Oberstufenschüler an der Gesamtschule Nordstadt Frauen unter anderem aufgefordert, sich stärker zu bedecken oder die Geschlechter im Klassenzimmer zu trennen.

Einzelfälle, aber überall

Der Runde Tisch hat zunächst festgestellt, dass solche Vorfälle zwar nach wie vor Einzelfälle sind, diese aber an nahezu allen Neusser Schulen auftreten. Gerade Anfragen zu Gebetsräumen würden häufiger und lauter, allerdings seien aktive religiöse Handlungen in der Schule rechtlich bisher nicht zulässig.

Die Vertreter fordern vor allem Orientierungshilfen vom Land NRW und verweisen dafür auf das Beispiel Schleswig-Holstein - dort gebe es unter anderem FAQs und Handlungsleitlinien für Lehrkräfte, um mit besonderem Verhalten von Schülerinnen und Schülern in Sachen Religion, Salafismus und Islamismus umzugehen.

Einheitliche Regeln wichtig

Ein Mann, im Hintergrund sind weitere Menschen in einem Sitzungssaal zu sehen

CDU-Ausschusssprecher Andreas Hilke bei der Sitzung des Neusser Schulausschusses

Wichtig sind dem Runden Tisch auch klare und einheitliche Regeln, was zum Beispiel separate Gebetsräume angeht. Auch die Eltern potentiell betroffener Schüler müssten mit einbezogen werden, um eine Radikalisierung junger Leute etwa über die sozialen Medien frühzeitig zu verhindern, heißt es.

Schulleiter befürchtet "echte Probleme"

Die Neusser Politik begrüßte die Forderungen des Runden Tisches grundsätzlich. Andreas Hilke, CDU-Sprecher im Schulausschuss, sieht darin aber auch nur erste Schritte. "Wir haben nur begrenzten Handlungsspielraum, den wollen wir nutzen. Vieles ist aber Aufgabe des Landes", betonte der Ausschussvorsitzende Ralph-Erich Hildebrandt (SPD).

Neusser Schulausschuss zu Scharia-Vorfällen

WDR Studios NRW 02.10.2024 00:41 Min. Verfügbar bis 02.10.2026 WDR Online


Islamischer Religionsunterricht in Gelsenkirchen

Ziel: Mehr Aufklärung im Unterricht

Der Sprecher der weiterführenden Schulen in der Stadt, Achim Fischer, befürchtet "echte Probleme im Schulbetrieb", wenn das Land keine klaren Regeln und Handlungsleitlinien für den Umgang mit extremistischen Vorfällen definiert.

Nicole Roegglen (Bündnis 90/Die Grüne) sieht dagegen auch Chancen darin, wenn Schulen individuell reagieren können, je nach Situation vor Ort.

Lehrerfortbildung durch "Wegweiser"

Ein Mann mit Brille steht im Flur eines Verwaltungsgebäudes, links ist die geöffnete Tür zu einem Sitzungssaal zu sehen

Ausschussvorsitzender Ralph-Erich Hildebrandt (SPD) bei der Neusser Schulausschuss-Sitzung

Neusser Lehrkräfte sollen jetzt über das landesweite Präventionsprojekt "Wegweiser" fortgebildet werden, so die gemeinsame Vereinbarung für erste Maßnahmen. Die Polizei wird den Schulen außerdem Informationsmaterial schicken, damit diese ihre Präventions- und Aufklärungsarbeit im Unterricht verstärken können.

Auch ein kreisweiter Fachtag zum Thema ist über das regionale Bildungsnetzwerk des Rhein-Kreises Neuss geplant, da die Thematik nicht nur Neusser Schulen betreffe.

Quellen:

  • Städtischer Bericht für den Schulausschuss
  • WDR-Reporter vor Ort