Sie leisten Erste Hilfe für die Seele und unterstützen so die Rettungskräfte vor Ort. Allein in diesem Jahr wurden sie bislang mehr als 200 Mal gerufen.
Für Therese Mauer beginnt gleich der 24-Stunden-Dienst. Die Notfallseelsorgerin bereitet sich vor. Sie isst noch schnell ein Müsli und packt Teelicht, ein kleines Holzkreuz, einen Stapel Broschüren und ein Buch mit Gebeten unterschiedlicher Religionen in ihre Tasche.
Das nächste Trauma kann jederzeit kommen
Die 68-Jährige weiß nicht, wann sie gerufen wird und was sie erwartet. Aber sie weiß, dass sie Menschen begegnen wird, die erschüttert sind. Menschen, die durch ein unvorhergesehenes Ereignis aus dem Gleichgewicht geworfen wurden. Sie wird in den nächsten Stunden vermutlich Dinge sehen, die sie selbst erschüttern werden. "Mit der Erfahrung lernt man aber, in der Rolle zu bleiben: da zu sein, für das Leid der anderen."
Die Aachenerin hatte im Juli 2021 ihren ersten Einsatz als ehrenamtliche Notfallseelsorgerin. Das war während der Flutkatastrophe. Sie ist mit anderen Notfallseelsorgern nach Stolberg und Eschweiler gefahren. "Es sah verheerend aus, so, wie ich mit ein Kriegsgebiet vorstelle. Wir sind rumgelaufen und haben Menschen angesprochen. Viele waren in einer Art Schockstarre, fassungslos. Sie brauchten jemanden, dem sie erzählen konnten, was sie gesehen und erlebt haben."
Notfallseelsorge für viele ein Ehrenamt
Die Notfallseelsorge in Aachen hat rund 50 Mitarbeiter, fast alle sind ehrenamtlich dabei. Rund um die Uhr sorgen sie dafür, dass sie jederzeit dorthin fahren können, wo ihre Hilfe benötigt wird. Die Notfallseelsorger werden per Telefon und Pager von der Leitstelle der Rettungskräfte alarmiert.
Therese Mauer hat früher ein Pflegeheim geleitet. Leid und Schicksalsschläge war sie gewohnt. Jetzt ist sie für Opfer, Angehörige, auch für Unfallverursacher und Rettungskräfte da. "Wir machen keine Vorschläge, denn jeder Mensch hat seine eigene Strategie, mit Krisen umzugehen. Wir können ihnen nicht sagen, was gut für sie ist. Aber wir können zuhören und die Ressourcen wecken, ihre Reserven mobilisieren."
Die Aachenerin übernimmt um 19 Uhr von ihrer Kollegin das kleine Einsatzfahrzeug und ein Funkgerät. Damit beginnt ihr 24-Stunden-Dienst. "Dieses Ehrenamt hat mich verändert", sagt Therese Mauer: "Es hat mich demütiger gemacht." Denn in ihrem Ehrenamt erlebt sie, wie schicksalhaft das Leben ist, wie es sich von jetzt auf gleich ändern kann.
Quellen:
- Notfallseelsorge Aachen
- Reporterin vor Ort