Für viele Bonner ist es eine Art Never-Ending Story: Seit den 1970er Jahren plant die Stadt, die westlichen Stadtteile an das Straßenbahnnetz anzuschließen, damals noch als "Hardtbergbahn". Jetzt kommt neue Bewegung in das Thema: Die Stadt Bonn hat Berechnungen veröffentlicht, wie viele Menschen von der mittlerweile "Westbahn" genannten Linie profitieren könnten.
Demnach könnten pro Tag rund 20.000 Menschen zumindest Teile der Linie nutzen. Zu Stoßzeiten im Fünf-Minuten-Takt sollen Züge der Stadtbahn vom Hauptbahnhof über Endenich und Duisdorf zum Hardtberg und weiter zum Brüser Berg fahren.
Verkehrsplaner sind hoffnungsvoll
Den Bonner Verkehrsdezernenten Helmut Wiesner stimmen diese Zahlen hoffnungsvoll: "Die Prognosen zeigen, dass die Bahn ein hohes Fahrgastpotenzial hat und damit auch eine Entlastung von Autoverkehr auf der Achse mit sich bringen wird", so Wiesner in einer Mitteilung der Stadt.
Auch Oberbürgermeisterin Katja Dörner spricht von einem "Meilenstein", den das Projekt durch die neuen Berechungen jetzt erreicht habe. Sie betont die Relevanz der Linie für den Verkehr in Bonn: "Mit der Realisierung dieses bedeutenden Projektes könnten wir den Westen Bonns mit einer Straßenbahn erschließen. Das wäre eine großartige Bereicherung für den ÖPNV und die Mobilitätswende in Bonn.“
Bessere Anbindung des "Telekom-Doms"
Der jetzige Vorschlag würde auch eine verbesserte Anbindung der Sportstätte "Telekom-Dom" an den Bonner Hauptbahnhof bedeuten. Die Züge der neuen Linie würden zunächst per Tunnel unter den Gleisen des Regionalverkehrs geführt werden und danach entlang der B56 Richtung Duisdorf fahren. Laut derzeitiger Planung würde auf dem Hardtberg dann eine Haltestelle an der Spielstätte der "Baskets Bonn" eingerichtet, bevor die Züge an der Réaumurstraße enden.
Insgesamt würde sich die neue Linie über 6,8 Kilometer erstrecken und zwölf Haltestellen bedienen. Ab dem Hauptbahnhof könnten die Züge auch auf den bisherigen Linien weiter fahren, zum Beispiel ins Regierungsviertel oder Richtung Köln.
Kosten von 185 Millionen Euro
Wann die Bahn realisiert wird, ist noch vollkommen offen. Die Stadt schreibt in der entsprechenden Mitteilung selbst, dass die Berechungen der Fahrgastzahlen und die geplante Strecke ein notwendiger Schritt für die Beantragung von Fördermitteln sind. Verkehrsdezernent Wisner ist aber überzeugt, durch die Planungen gute Chancen auf unterstützende Gelder zu haben. Laut einer Mitteilung an den Stadtrat könnte die Umsetzung des jetzigen Plans rund 185 Millionen Euro kosten.
Die westlichen Stadtteile, die erst in den 1960er Jahren in die Bundesstadt eingemeindet wurden, sind bislang überhaupt nicht an das Bonner Stadtbahnnetz angebunden. Pläne, das zu ändern, gab es immer wieder, verschiedene Konzepte mit langen Tunneln standen zur Debatte. Die aktuellen Planungen mit einer oderirdischen Linie laufen seit 2015.
Auch neue Seilbahn in der Planung
Die Planungen für eine neue Linie der Straßenbahn ist nicht das einzige Projekt, das den Bonner ÖPNV in Zukunft stärken soll. Gleichzeitig läuft die Planung, das östliche Rheinufer mit einer Seilbahn über die Rheinaue mit dem Venusberg zu verbinden. Auch hier treibt die Stadt die vorbereitenden Arbeiten voran. Ab der kommenden Woche sollen Probebohrungen für die notwendigen geologischen Gutachten für die Stützpfeiler durchgeführt werden.
Unsere Quellen:
Stadt Bonn