Eine letzte Streife durch Euskirchen Lokalzeit aus Bonn 04.03.2025 07:15 Min. Verfügbar bis 04.03.2027 WDR Von Tobias al Shomer

Kontaktbeamter für muslimische Gemeinden in Euskirchen geht in Rente

Stand: 06.03.2025, 13:03 Uhr

Polizist Roger Kath war in Euskirchen Kontaktbeamter für muslimische Gemeinden. Nun geht er nach 32 Jahren in den Ruhestand.

Von Tobias Al Shomer, Svenja Smolarek

Bei seinen letzten Gängen zu Moscheegemeinden in Euskirchen hat Polizeihauptkommissar Roger Kath (61) immer seine Nachfolgerin Heike Schüler mit dabei gehabt. Mehr als 5 Jahre lang hat Kath den Job gerne gemacht. Seine Aufgabe war es, nah an den Gemeinden dran zu sein, dort für die Mitglieder als Ansprechpartner bei der Polizei bekannt zu sein.

Polizist Roger Kath geht in Ruhestand | Bildquelle: Tobias al Shomer

Jetzt macht Heike Schüler das, denn Kath ist seit kurzem im Ruhestand. Seit Ende 2004 gibt es sogenannte Kontaktbeamten in NRW. Sie sollen Radikalisierung erkennen und entgegenwirken. Doch Terror-Prävention ist heute längst nur noch ein Ziel davon. Schüler ist inzwischen Ansprechpartnerin für alle Glaubensgemeinden, nicht mehr nur muslimische.

Vertrauen aufbauen

"Wenn sie muslimische Gemeinden besucht, geht es darum, Vertrauen aufzubauen, zu netzwerken", sagt sie. Die Polizei will dort nicht nur Ansprechpartner sein, sondern auch ihre Themen bewerben und ansprechen, die die Polizei dort angedockt sieht. "Hier kommen die Moscheen ins Spiel, die mir helfen, unser Problem zu transportieren." Sie seien wichtige Multiplikatoren und können als Bindeglied fungieren.

Schüler tritt in große Fußstapfen. Ihr Vorgänger Roger Kath war einer der bekanntesten Polizisten in Euskirchen. Wenn er in seinem Revier unterwegs war, kam er immer ins Gespräch mit Menschen. Er war für die Bürgerinnen und Bürger immer ansprechbar. Egal ob an der Frittenbude, in der Boutique oder in der Fußgängerzone.

Amoklauf Amtsgericht

Mehr als 40 Jahre war er Polizist. Anfangs in Meckenheim bei Bonn, dann ab 1993 in Euskirchen. Sein größter Fall war der Amoklauf am Amtsgericht in Euskirchen 1994. Er war nur wenige Minuten vorher selbst noch im Gericht als Zeuge in einem anderen Verfahren. Die Polizeiwache ist nicht weit entfernt.

Die Polizisten Roger Kath und Heike Schüler beim gemeinsamen Teetrinken vor der Moschee | Bildquelle: WDR/Tobias Al Shomer

Er ist einer der ersten Polizisten vor Ort. Schnell wird ihm das Ausmaß der Katastrophe klar. Es sind schreckliche Bilder, die er nie vergessen wird, so Kath. Doch im Einsatz habe er nur seinen Job gemacht, erinnert sich der 61-Jährige. Wirklich realisiert habe er all das erst im Feierabend zuhause: "Als ich eingetroffen bin zuhause, bin ich zusammengebrochen. Ich hab auch geweint, als meine Kinder auf mich zugelaufen kamen und mich begrüßt haben wie jeden Tag nach der Arbeit (…) und man sieht, was man schnell hätte verlieren können."

Letzte Station in Euskirchen: Kontaktbeamter für religiöse Gemeinden

In den letzten Jahren war Roger Kath vor allem als Kontaktbeamter für muslimische Gemeinden im Einsatz. Als Kontaktbeamter für interkulturelle und -religiöse Angelegenheiten geht es auch darum, Transparenz für polizeiliches Handeln zu schaffen und somit mehr Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Polizei . Warum aber fehlt das Vertrauen? Unter anderem auch wegen Stigmatisierungen, daraus entstehendem Racial Profiling und generell wachsender Islamophobie. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für Kaths Nachfolgerin in den nächsten Jahren.

Mechanismen der Islamfeindlichkeit WDR 5 Diesseits von Eden 02.03.2025 09:48 Min. Verfügbar bis 28.02.2026 WDR 5 Von Gerald Beyrodt

Download

Rechtsextremismus bei der Polizei & Chancenaufenthaltsrecht Politikum – Der Meinungspodcast von WDR 5 15.04.2024 22:45 Min. Verfügbar bis 15.04.2025 WDR 5

Download

Unsere Quellen:

  • Interview mit Roger Kath
  • Interview mit Hansi Lambertz
  • Polizei NRW