Er wollte sich ein Brötchen holen. Am 14. November vergangenen Jahres in der Mittagszeit läuft der Ingenieur in Richtung einer Bäckerei in Gummersbach. Plötzlich ist er mittendrin im Geschehen. Polizisten versuchen einen Mann, der sich in der Fußgängerzone einer Festnahme widersetzt, dingfest zu machen. Menschen schreien, Polizisten schießen. Der 43-Jährige Ingenieur realisiert die Lage und versucht, sich "reflexartig" wegzudrehen. Doch es ist zu spät. "Ich habe nach unten geschaut und einen roten Fleck gesehen, der immer größer wurde." So schildert der Ingenieur die Situation im vergangenen Jahr, die ihn für mehrere Wochen arbeitsunfähig machte. Das Projektil sei im Gesäß eingedrungen und vorne an der Leiste wieder herausgekommen, sagt er.
"Bin enttäuscht - habe mir einen Anwalt genommen"
Der Richter im Prozess vor dem Amtsgericht in Gummersbach fragt, ob der Mann entschädigt worden sei. Die Antwort sorgt für schüttelnde Köpfe im Verhandlungssaal. Nein, eine Entschädigung hat es nicht gegeben, sagt er. Nach den Worten des Zeugen hatte er einen Brief von der Kölner Staatsanwaltschaft bekommen, in dem klar gemacht wurde, dass die Einsatzkräfte richtig gehandelt hätten - und, nach der Darstellung des Zeugen, keine Entschädigung geltend gemacht werden könne. Der Zeuge sagte auch im Gespräch mit dem WDR, dass nicht untersucht wurde, ob das Projektil als Querschläger oder als direkter Schuss auf den Zeugen in den Körper eindrang. Er habe sich nun einen Anwalt genommen und werde versuchen, eine Entschädigung zu bekommen, sagt er zum Schluss.
Die Behandlung ist immer noch nicht abgeschlossen. Wenn er sitzt, hat er Schmerzen, manchmal beginnt sein Bein zu "zucken", das habe er vorher nicht gehabt.
Bei dem Einsatz im vergangenen Jahr wurde auch ein 75 Jahre alter Mann verletzt. Er kam aus einer Bankfiliale und hatte später Schmerzen an der Brust. Dort hatte ihn offenbar ein Projektil gestreift. Die Verletzung war allerdings nach wenigen Tagen wieder verheilt. Er erhebt keine Ansprüche.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort