Mit dem Ranger durch den Nationalpark Eifel

Stand: 06.09.2023, 21:21 Uhr

NRW will einen zweiten Nationalpark ausweisen. Wo, das ist noch nicht klar. Ralf Hilgers arbeitet als Nationalpark-Ranger in der Eifel - und ist überzeugt vom Konzept der Parks.

Von Heiko Jaeckel

Oben auf dem Höhenzug stehen noch einige abgestorbene Fichten. Darunter am Hang haben sich in den vergangenen Jahren jede Menge Birken breitgemacht. "Da sieht man, wozu die Natur im Stande ist, wenn man sie in Ruhe lässt", sagt Nationalpark-Ranger Ralf Hilgers mit Freude in der Stimme. Denn Birken sind ein Zeichen dafür, dass die Natur sich erneuert. Die Natur in Ruhe lassen: Genau das ist der Zweck eines Nationalparks. Hier, im Nationalpark Eifel, passiert das seit fast 20 Jahren.

Es ist spannend zu sehen, was die Natur alles leistet. Ralf Hilgers, Nationalpark-Ranger

Immer hat sich die Nationalpark-Verwaltung aber nicht daran gehalten. "Da drüben am Hang standen vorher Douglasien. Das sind keine heimischen Pflanzen, und darum haben wir uns damals entschlossen, sie alle zu entfernen." Insgesamt 200 Hektar Douglasien waren das. Und überall dort konnte man danach beobachten, wie sich die Natur neu entwickelt. Zunächst mit niedrigen Gewächsen wie Brombeeren, Weißdorn oder Sanddorn – und schließlich mit Birken, dem Pionierbaum schlechthin, der am schnellsten wächst.

Eine Heimat für seltene Pflanzen, Pilze und Tiere

Ralf Hilgers liebt seinen Beruf. Der 58-Jährige ist ein Mann der ersten Stunde. Aus seiner Sicht ist der Nationalpark Eifel ein großer Erfolg. "Es gibt hier so viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Und es ist spannend zu sehen, was die Natur alles leistet." Mehr als 11300 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten wurden hier bislang nachgewiesen, darunter allein mehr als 1400 verschiedene Schmetterlingsarten. Aber auch seltene Säugetiere wie die Wildkatze gibt es hier oder Dachse. Weil sie hier die Ruhe finden, die sie für ihre Lebensweise brauchen und sonst in Deutschland nicht mehr allzu oft finden.

Nationalpark Eifel: Auch ein wirtschaftlicher Erfolg

"Diese unberührte Natur ist auch ein Stück Lebensqualität", sagt Bernd Goffart. Er ist Bürgermeister in Simmerath, einer der anliegenden Gemeinden. "Für uns ist der Nationalpark ein großer Gewinn." Zum einen wegen der Natur, zum anderen aber auch wirtschaftlich – vor allem touristisch. Mehr als eine Million registrierte Besucher wurden rund um den Park im vergangenen Jahr gezählt.

Angst vor dem Borkenkäfer

Abgestorbene, vom Borkenkäfer befallene Fichten - davor Brombeersträucher | Bildquelle: WDR/Heiko Jaeckel

Alles positiv also? Nicht alles, findet der Simmerather Bürgermeister. "Natürlich mussten sich die Anwohner damals auch von liebgewonnen Gewohnheiten wie zum Beispiel dem Pilze sammeln im Wald verabschieden", so Bernd Goffart, "denn das ist im Nationalpark natürlich nicht mehr erlaubt.“
Ein aktuelleres und größeres Problem ist für ihn die Verbreitung des Borkenkäfers. „Denn im Nationalpark wird der ja nicht bekämpft. Da müssten wir noch besser aufpassen, dass der nicht auf die Wälder außerhalb des Parks überspringt.
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Um das möglichst zu verhindern, greift die Nationalparkverwaltung dann doch noch in die Natur ein, wie Ranger Ralf Hilgers erklärt: "Eine Vorgabe ist ja, dass durch den Nationalpark Dritten kein Schaden entstehen soll, und darum wird der Borkenkäfer zumindest in einem Korridor von 500 Metern an den Grenzen zu den Kommunen entfernt."

Totholz als Heimat für Insekten

Ein Höhenzug des Nationalparks | Bildquelle: WDR/Heiko Jaeckel

Dass er im Zentrum des Nationalparks dagegen in Ruhe gelassen wird, ist Teil des Gesamtkonzepts. Ein Problem sind die beiden Borkenkäfer-Arten, der Kupferstecher und der Buchdrucker, nur für Fichten. Und die würden sich hier im Nationalpark normalerweise gar nicht ausbreiten, wenn man sie nicht früher aus forstwirtschaftlichen Gründen gezielt angepflanzt hätte. Mit Fichtenholz kann man Geld machen. Jetzt lassen sie die von den Borkenkäfern befallenen Fichten einfach absterben. Totholz, das wichtig für Insekten ist. Und für neues Leben.

Auch wenn 20 Jahre für die Natur nur ein ganz kleiner Zeitraum sind, einiges habe sich gerade auf den Flächen der befallenen Fichten schon deutlich verändert. Und auch einiges im Bewusstsein von Ralf Hilgers: "Es ist offensichtlich für uns Menschen schwer, uns aus der Natur herauszuhalten. Aber wenn man sich raushält, dann entsteht wieder neuer Wald – nur nicht so, wie wir es bislang gewohnt sind."

Manchmal muss man Bußgelder verhängen, weil einige Leute sich nicht an die Regeln halten. Dann muss man auch mal wüste Beschimpfungen ertragen Ralf Hilgers

Traumjob Nationalpark-Ranger

Manchmal hat der Job des Nationalpark-Rangers auch unangenehme Seiten. Gerade hat er zwei Radfahrer angehalten, die auf einem Weg unterwegs sind, wo Fahrräder nicht erlaubt sind. "Manchmal muss man Bußgelder verhängen, weil einige Leute sich nicht an die Regeln halten. Dann muss man auch mal wüste Beschimpfungen ertragen", erzählt er, "aber wenn man dann auch wieder Begegnungen mit Familien mit Kindern hat wie eben, die neugierig nachfragen, dann hebt das sofort wieder die Stimmung."

Und kurz darauf noch einmal, als ihm eine junge Wanderin entgegenkommt, die außer ihrem Rucksack auch noch eine Mülltüte trägt. "Denn im Nationalpark gibt es ja keine Mülleimer. Da ist es toll zu sehen, dass die Menschen ihren Müll wieder mit rausnehmen." Und die Natur in Ruhe lassen.