Hitlergruß und rechte Gesänge in Oberberger Disco
Lokalzeit aus Köln. 19.01.2024. 02:29 Min.. Verfügbar bis 19.01.2026. WDR. Von Oliver Köhler.
Ermittlungen nach Hitlergruß in einem Club in Reichshof
Stand: 19.01.2024, 08:06 Uhr
Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Besucher eines Musikclubs in Reichshof im Oberbergischen Kreis wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole.
Im Dezember soll in dem Club in Reichshof eine große Anzahl von Gästen zu einem Song des italienischen DJs Gigi d'Agostino "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" gegrölt und einer der Besucher soll dabei den Hitlergruß gezeigt haben. Zuerst hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" darüber berichtet.
Bundesweit ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen ähnlicher Vorfälle in Diskotheken oder bei Dorffesten. Der Song des italienischen DJs gilt als Hymne von Rechtsextremisten und Ausländerfeinden.
Song von der Playliste gestrichen
Der Betreiber des Musikclubs im oberbergischen Reichshof hat den Song inzwischen von der Playliste gestrichen. "Das Lied wird hier in nächster Zeit nicht mehr gespielt", sagte Clubbetreiber Mathias Weber dem WDR.
An zwei Abenden im Dezember sollen die rassistischen Parolen gegrölt worden sein. "An dem ersten Abend haben wir das zunächst gar nicht mitbekommen. An der Bar und oben beim DJ war der Gesang nicht zu hören", sagt Weber, der den Club erst vor wenigen Monaten eröffnet hat.
Alle rauszuwerfen, die mitgesungen hatten, sei aber nicht möglich gewesen, beteuert der Clubbetreiber. Denn es hätten alle mitgesungen.
Im Netz kursieren Aufnahmen vom Clubabend
Gut eine Woche später hatte ein anderer DJ den Song in dem Club gespielt, allerdings habe er zuvor dazu aufgerufen, keine Parolen zu brüllen. "Das hat aber nicht geklappt", berichtet Mathias Weber. "Es haben wieder fast alle mitgebrüllt".
Von dem Vorfall kursieren Aufnahmen im Netz. Darauf ist zu sehen, dass ein Mann den rechten Arm hebt, wahrscheinlich der Hitlergruß. Weber und sein Team haben sich öffentlich von Rassismus und Rechtsextremismus distanziert.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Ermittelt wird jetzt wegen des Verdachts der Volksverhetzung
Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn ist bei der Kölner Staatsanwaltschaft zuständig für den Staatsschutz und sieht das so: Bei der Parole "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" stehe immer im Raum, ob das eine strafbare Volksverhetzung ist. Zu bewerten sei dabei, ob das ein Angriff auf die Menschenwürde ist oder damit zu Gewalt gegen Ausländer aufgerufen wird.
Willuhn weist darauf hin, dass in dem Fall Reichshof der mögliche Hitlergruß hinzukommt. Das sei ein Anhaltspunkt dafür, dass es sich bei dem Grölen der Parole um eine hetzerische Tat handelt, also um strafbare Volksverhetzung. Gegen den Mann, der den rechten Arm hebt, wird gesondert wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole ermittelt.
Partysong als Hymne für Rechte?
Bei Tiktok und auf Youtube kursieren inzwischen mehrere Videos, auf denen bei Partys der Song von d'Agostino mit der rassistischen Parole zu hören ist. User, die offenbar ausländerfeindlich sind, bezeichnen den Song als Hymne.
Der Bayerische Rundfunk hatte in den vergangenen Tagen aufgedeckt, dass auch bei einer Feier am Rande eines AfD-Parteitags in Bayern der Song gespielt und die Parole gegrölt worden sein soll. Als das passiert sei, haben laut Recherchen des BR zwei Landtagsabgeordnete der AfD daneben gestanden. Die beiden Politiker haben gegenüber der Nachrichtenagentur dpa allerdings bestritten, rassistische Parolen skandiert zu haben.
Quellen:
- WDR-Reporter
- Clubbetreiber Reichshof
- Staatsanwaltschaft
- Bayrischer Rundfunk
- Soziale Medien
Über dieses Thema berichtet der WDR auch am 19.01.2024 im Fernsehen in der Lokalzeit Köln und im Radio auf WDR2.