Remscheid: Neues Angebot für Jugendhilfe

Lokalzeit Bergisches Land 04.07.2024 06:47 Min. Verfügbar bis 31.12.2024 WDR Von Gabi van den Boom

Inobhutnahme: Neue Schutzgruppe für Kinder in Remscheid

Stand: 04.07.2024, 17:39 Uhr

Kinder in akuten Notsituation finden seit Kurzem bei der evangelischen Jugendhilfe in Remscheid Hilfe. Hierher kommen Kinder aus dem gesamten Rheinland.

Von Gaby van den Boom

Die Anfragen steigen, oft stehe das Telefon gar nicht mehr still. "Wir wollen dem Bedarf wenigsten ein bisschen gerecht werden, darum haben wir die Gruppe jetzt mit großen Kraftaufwand neu eröffnet", sagt Melanie Große von der Evangelischen Jugendhilfe Bergisch Land.

Denn oft wissen die Jugendämter nicht, wohin mit den Kindern. In die neue Aufnahmestelle in Remscheid kommen nicht nur Kinder aus dem Bergischen, sondern auch anderen Kommunen im Rheinland wie Düsseldorf oder auch Essen.

Oft kommen die Kinder und Jugendlichen völlig traumatisiert in Remscheid an. Sie sind traurig, verängstigt oder aggressiv. Kinder, die nachts aufgegriffen werden, die abgehauen sind, die sofort aus der Familie genommen werden müssen.

Geschützter Raum für traumatisierte Kinder

Die Betreuer wissen: sie haben schon viel erlebt. Ein Klassiker sei, wenn Kinder von zu Hause weglaufen, sagt Gruppenleiter Oliver Fix. "Die werden mitten in der Nacht aufgegriffen. Entweder gibt es Jugendliche, die nicht sagen, woher sie kommen oder sie sind aus guten Gründen nicht mehr zu Hause.“

Manchmal seien die Eltern auch einfach nicht erreichbar, weil sie unter Drogen stehen oder psychisch krank sind. Einige Jugendliche müssten auch von jetzt auf gleich aus der Familie genommen werden, weil es einfach nicht mehr gehe. Oliver Fix, Gruppenleiter Inobhutnahme Remscheid

Die Kinder und Jugendlichen bleiben nur ein paar Tage. Dann wird mit dem Jugendamt beraten, wie es weitergehen kann. "Oft ist es nur ein einziger Tag, an dem wir den Kindern Stabilität oder wenigstens einen Ansprechpartner geben können. Sie machen das erste Mal die Erfahrung, dass jemand für sie da ist.

Die Betreuer hätten aber die Erfahrung gemacht, dass selbst diese kurze Zeit den Kindern und Jugendlichen schon etwas bringt.

Fachkräftemangel wird zum Problem

Doch viele Träger führen ihre Angebote wegen Personalmangels zurück, sagt die Evangelische Jugendhilfe Bergisch Land. Ein großes Problem sei, dass es zu wenig Bereitschaftspflegestellen – besonders auch für kleine Kinder. Auch die seien manchmal schon so traumatisiert, dass sie aus ihren Familien genommen werden müssten.

Nach Angaben des Jugendamtes Wuppertal ist zudem auch die Zahl der Pflegeeltern zurückgegangen, die Kinder kurzfristig aufnehmen könnten. Aus Sicht der Evangelischen Jugendhilfe fehlen insbesondere für Kinder unter 12 Jahren nach wie vor Statistiken, die das Ministerium und das Landesjugendamt erheben müssten. So bleibe vieles unter dem Radar und es werde an Einzelfall-Lösungen gestrickt.

Inobhutnahme: Neue Schutzgruppe für Kinder in Remscheid

06:59 Min. Verfügbar bis 04.07.2026


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Evangelische Jugendhilfe Bergisch Land