"Einmal bei einer Ausgrabung dabei zu sein – das ist mein Kindheitstraum", sagt Marcus Strek, einer der freiwilligen Helfer, und trägt mit den anderen Teilnehmern vorsichtig eine Erdschicht nach der anderen ab. Schon früh konnte er sich für Archäologie begeistern – durch Bücher, Dokus und Filme wie Indiana Jones. Für zwei Tage hat er nun an der Grenze von Übach-Palenberg und Landgraaf die Gelegenheit, sich seinen Traum zu erfüllen. "Auch wenn wir den Heiligen Gral wohl eher nicht finden werden", lacht er.
Graben unter der Aufsicht von Archäologen und Grabungstechnikern
Mit seiner Begeisterung ist er nicht allein. "Das ist mein absolutes Highlight" oder "Das wollte ich immer schon mal machen" hört man von den Freiwilligen. In zehn jeweils einen Quadratmeter großen Gruben – sogenannten "Test Pits" – auf beiden Seiten der deutsch-niederländischen Grenze bei Kreis Heinsberg arbeiten sich die Freiwilligen immer tiefer ins Erdreich.
Jede Gruppe wird von einem Grabungstechniker oder Archäologen des Landschaftsverbandes Rheinland oder der Via Belgica begleitet. Sie geben Tipps zur Ausgrabung und Werkzeugen und unterstützen bei der Analyse des Bodens und der Funde. Rund 120 Freiwillige aus Deutschland und den Niederlanden sind an dem Wochenende dabei – manche graben und dokumentieren die Funde, andere übernehmen die Reinigung der Objekte. Und das meist in gemischten Teams. Man verständigt sich auf Deutsch, Englisch, Niederländisch oder Platt.
Zwei Länder, eine römische Geschichte
Bei "Rimburg gräbt/graaft!" geht es um mehr als nur Wissenschaft: "Wir wollen Menschen für die Vergangenheit interessieren und die Zusammenarbeit fördern", sagt Projektleiterin Anja Neskens von Via Belgica. Neben Workshops, Vorträgen und Infoständen gibt es auch ein Römerlager vor Ort. Fünf Ausgrabungsstellen liegen auf der niederländischen Seite der Grenze und fünf auf der deutschen. Denn genau dort, wo heute der Fluss Wurm die Grenze zwischen dem niederländischen Landgraaf-Rimburg und dem deutschen Stadtteil Übach-Palenberg-Rimburg markiert, liegen die Überreste eines Dorfs, das einst an der Römerstraße Via Belgica stand. Die Straße führte von Köln über Maastricht bis ins französische Boulogne-sur-Mer und spielte im Römischen Reich für das Militär, die Wirtschaft und die Verwaltung der neuen Provinzen eine wichtige Rolle.
Der eigene Garten als Ausgrabungsstätte
Gegraben wird nicht nur auf öffentlichen Plätzen: Anwohner konnten ihre Gärten als Ausgrabungsstelle zu Verfügung zu stellen. So wie Hiltrud Rausch: Von der Römerstraße hatte die Übach-Palenbergerin bereits gehört, aber dass vielleicht sogar im eigenen Garten Artefakte liegen könnten, habe sie dann doch erstaunt. "Solche Projekte sollte man unterstützen. Viel kaputt machen kann man eh nicht", schmunzelt sie – zumal die Freiwilligen das Loch in ihrem Rasen wieder zuschütten werden.
Am ersten Tag wurden in den zehn Gruben vor allem Keramik-Überreste aus Mittelalter und Neuzeit gefunden. Später kamen auch noch zahlreichen Funde aus der römischen Zeit dazu: Etwa der Boden einer Vase und Scherben, aber auch Baumaterialien, die möglicherweise zum Dach eines Hauses gehörten.
Archäologen sind jetzt dabei, die Funde zu untersuchen. Die Ergebnisse von „Rimburg gräbt“ sollen nächstes Jahr präsentiert werden.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 28.05.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Aachen.