Ihm wird Steuerhinterziehung, Untreue und Betrug vorgeworfen. Im Kern geht es um den Bau der von ihm bewohnten Luxusvilla im Aachener Süden. Das Wohnhaus mit dem Titel RH50 sei ein Reallabor, so der angeklagte Architektur-Professor vor Gericht. Dort würden er und seine Familie zwar auch leben, gleichzeitig werde aber durch permanente Messungen erforscht, wie die neuartigen Textilfassaden sich auf die Glas-Stahlträger-Konstruktion der Villa auswirkten. Forschung in der Architektur, so der Angeklagte, sei nur möglich, wenn man beispielsweise Ideen mit neuen Gebäudehüllen auch umsetzen könne.
Fotos des Hauses präsentiert der RWTH-Professor auf verschiedenen Architektur-Webseiten öffentlich. Auch auf der Internetseite „Häuser des Jahres“
Professor setzte RWTH-Mitarbeiter beim Villenbau ein
Das Landgericht muss nun die Frage klären, ob der Bau der modernen Luxusvilla tatsächlich ein Forschungsprojekt ist oder ob der Architektur-Professor zu Unrecht Mitarbeiter seines Lehrstuhls auf der Baustelle eingesetzt hat. Zusammen mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung geht es in dem Verfahren um einen Gesamtschaden von mehr als einer Million Euro.
Angeklagter kämpft um seinen Beamtenstatus
Ein Angebot des Gerichts kurz vor Weihnachten hatte der Architektur-Professor abgelehnt. Der Richter hatte vorgeschlagen, dass er mit einer Bewährungsstrafe von knapp unter einem Jahr davonkomme, wenn er die Untreuetaten und den deutlich überwiegenden Teil der Steuerdelikte gestehe und er zudem freiwillig aus dem Beamtenverhältnis ausscheide. Dieses Angebot hatte der Angeklagte allerdings abgelehnt. Sein Verteidiger kündigte an, dass der angeklagte Professor um seinen Beamtenstatus und somit auch seine Pensionsansprüche, kämpfen werde.
Vor einer möglichen Urteilsverkündung Ende Februar werden noch diverse Zeugen gehört, womöglich auch Spitzenvertreter der RWTH.
Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Aachen am 02.02.2023 im Fernsehen um 19:30 Uhr.