Wüst, Scholz eröffnen Recyclinganlage

Kanzler Scholz legt Grundstein für Recyclinganlage in Wesseling

Stand: 19.09.2024, 15:22 Uhr

Ab 2026 soll eine neue Anlage in Wesseling Kunststoffabfälle verarbeiten, die bisher unbrauchbar waren. Eine Innovation, die Kanzler Scholz zur Grundsteinlegung nach NRW holt.

Von Stephan Pesch und Andreas Palik

Sie sind in jedem Haushalt zu finden. In jedem Kühlschrank. In jedem Vorratsregal. In Folien verpackte Lebensmittel, wie Brot oder Käse. Auch Plastiklaschen und Tuben gehören dazu. Meist bunt bedruckt und aus verschiedenen Materialien hergestellt. So genannte Verbundstoffe.

Verbundstoffe werden zu neuen Produkten

Schwer zu recyceln, erläutert Stephan Staender, Werksleiter von LyondellBasell in Wesseling. Doch das soll sich jetzt ändern: Das US-amerikanische Chemieunternehmen baut hier die erste großtechnische Anlage, die diese komplexen Verbundstoffe chemisch so umwandeln kann, dass aus ihnen wieder Stoffe für neue Produkte werden.

Die Wichtigkeit kommt daher, weil das ein Baustein ist für nachhaltige Produktion. Der Einstieg in die Kreislaufwirtschaft. Stephan Staender, Werksleiter

Kanzler Olaf Scholz bei Grundsteinlegung

Eine Innovation. Grund genug für Bundeskanzler Olaf Scholz am Vormittag den Grundstein für diese neuartige Recyclinganlage des Chemieunternehmens LyondellBasell zu legen. Die Anlage soll ab 2026 im großen Stil Kunststoffabfälle verarbeiten, die bislang meist weggeworfen oder verbrannt werden.

Die Nachfrage nach chemisch recycelten Kunststoffabfällen ist jetzt schon groß - und das Rheinland als großer Industriestandort sei ideal, ergänzt der Werksleiter Stephan Staender. "Der Vorteil ist die geographische Lage. Die Nähe zu den Märkten und auch die Infrastruktur die wir hier haben."

Erste chemische Recyclinganlage für Plastik in Wesseling

WDR Studios NRW 19.09.2024 00:45 Min. Verfügbar bis 19.09.2026 WDR Online


Chemieriese investiert dreistelligen Millionenbetrag

Die Baustelle ist etwa so groß wie vier Fußballfelder. Der Wesselinger Chemieriese investiert hier einen dreistelligen Millionenbetrag. In der Anlage kommt eine vom Unternehmen entwickelte Technologie zum Einsatz.

Geplant ist, dass die Kunststoffabfälle zunächst einmal auf einem Gelände im benachbarten Chemiepark Hürth Knapsack sortiert und gereinigt werden. Zum Schluss geht es für sie dann nach Wesseling - in die neue, so genannte MoReTec Anlage. Hier entsteht dann aus Folie, Flasche und Tube ein Bioöl, was das Unternehmen wieder für die Produktion von Kunststoffen verwenden will.

Recycling: Wenn aus Altplastik nicht nur Parkbänke werden

WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin - aktuell 19.09.2024 05:25 Min. Verfügbar bis 19.09.2025 WDR 5


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Recycelt wird Müll von mehr als einer Millionen Deutschen

Die neue Anlage soll eine Jahreskapazität von 50.000 Tonnen haben und ist darauf ausgelegt, die Menge an Kunststoffverpackungsabfällen zu recyceln, die von mehr als 1,2 Millionen Bundesbürgern pro Jahr erzeugt wird, so die Angaben des Unternehmens.

Woher die Abfälle kommen werden, ist noch unklar. Am Wesselinger Standort kann man sich durchaus vorstellen, auch mit regionalen Entsorgern zusammenzuarbeiten.

Plastik ist nicht gleich Plastik

Das neue Recyclingwerk in Wesseling ist wichtig, um Plastikmüll besser in den Kreislauf zurückzuführen und die Qualität von recyceltem Plastik zu erhöhen. Aktuell werden nur 15 Prozent des Altplastiks in neuen Verpackungen verwendet, weil vielen Herstellern die Qualität nicht ausreicht. Deshalb wird es oft anders verwendet, zum Beispiel für neue Parkbänke aus Kunststoff.

Ein Mann blickt zu einer Recyclinganlage

Die Chemieanlagen in Wesseling werden weiter ausgebaut

Um das zu ändern, suchen Verpackungshersteller auch nach anderen Lösungen. Plastikverpackungen sollen besser gekennzeichnet werden – zum Beispiel mit einem QR- Code oder einem speziellen digitalem Wasserzeichen. So können die Sortieranlagen die Art der Verpackung erkennen und besser sortieren. So müsste weniger Plastik verbrannt werden und das recycelte Plastik ist reiner und hätte für die Industrie eine höhere Qualität.

Weniger ist mehr: EU plant strengere Verpackungsregeln

Das Sortieren ist aufwändig und das spätere Recycling braucht zum Teil viel Energie. Deshalb sollten Unternehmen bei ihren Produkten gleich auf eine Verpackung setzen, die leichter zu recyclen ist. Eine Möglichkeit sind sogenannte Mono-Verpackungen. Ähnlich wie bei den Einweg-PET-Flaschen besteht die Verpackung aus nur einer Plastikart – beispielsweise Polyethylen. Daraus lässt sich eins zu eins neues Plastik herstellen.

Deshalb will die EU ab 2030 bestimmte Arten von Verpackungen verbieten, die sich schlecht recyclen lassen. Auch die Bundesregierung arbeitet aktuell an neuen Gesetzen, die strengere Standards bei Plastikverpackungen vorschreiben sollen.

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Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Unternehmen LyondellBasell Wesseling
  • Chemiepark Knapsack
  • Europäisches Parlament
  • Henning Wilts, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
  • Reifenhäuser GmbH