Mehrere hundert Beschäftigte der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) waren am Mittwoch (09.04.) neugierig, was der Bundespräsident wohl über die Zukunft der Entwicklungspolitik sagen würde. Frank-Walter Steinmeier war dafür zum GIZ-Campus nach Bonn gekommen. Und zwar nicht, obwohl die Entwicklungsarbeit seit einiger Zeit unter Druck stehe – sondern genau deshalb, sagte Steinmeier.
Denn diese Arbeit ist aus Sicht des Bundespräsidenten gerade heute besonders wichtig. In einer Zeit, in der – zum Beispiel mit Blick auf die US-Politik – "einige der Meinung sind, dass wir die Stärke des Rechts wieder durch das Recht des Stärkeren ersetzen sollten", gehe es darum, mit Ländern auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten.
Steinmeier geht auf Kritik an Entwicklungspolitik ein
Angesichts der Kritik, die es auch an der deutschen Entwicklungsarbeit gibt, räumte der Bundespräsident aber auch ein, dass man immer wieder hinterfragen müsse, ob man in der Entwicklungsarbeit mit den richtigen Ansätzen und in den richtigen Ländern unterwegs sei. Es müsse um nachhaltige Projekte und nicht nur um Strohfeuer gehen, so Steinmeier.
GIZ: Alle profitieren von Entwicklungsarbeit
Von der Entwicklungsarbeit profitieren letztlich immer beide Seiten, ist der GIZ-Vorstandssprecher Thorsten Schäfer-Gümbel überzeugt. Angesichts des Klimawandels beschäftigen sich nach GIZ-Angaben heute bereits zwischen 35 und 40 Prozent der Projekte mit Themen wie internationalem Klimaschutz, Energie und Energieversorgung.
Wenn zum Beispiel Wasserstoffprojekte in Namibia, Marokko oder Brasilien entwickelt werden, dann komme das einerseits den Menschen vor Ort, aber auch Deutschlands Zukunftsfähigkeit zugute, sagt Schäfer-Gümbel.
Die GIZ, die dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung untersteht, beschäftigt insgesamt noch mehr als 25.000 Menschen und hatte im Jahr 2023 ein Budget von rund vier Milliarden Euro.
Steinmeier spricht von "neuem Zynismus"
Frank-Walter Steinmeier sagte in Bonn, es gebe im globalen Norden lauter werdende Stimmen, die sagen, "dass uns globale Krisen und Herausforderungen wie Klimawandel, Dürren, Flüchtlingsbewegungen, Hunger und Konflikte auf anderen Kontinenten" nichts mehr angehen. Das bezeichnete der Bundespräsident als "neuen Zynismus".
Angesichts dieser Stimmen sei er froh, dass in der demokratischen Mitte Deutschlands nach wie vor die Auffassung herrsche, "dass Entwicklungszusammenarbeit unverzichtbar ist". Das sei erst mal ein gutes Zeichen, nicht nur für die Mitarbeitenden der GIZ, sondern für alle, sagte Steinmeier und bekam dafür lang anhaltenden Applaus der Beschäftigten.
Bundespräsident Steinmeier besucht GIZ in Bonn. WDR Studios NRW. 09.04.2025. 00:50 Min.. Verfügbar bis 09.04.2027. WDR Online.
Quellen:
- Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
- Interview mit Thorsten Schäfer-Gümbel
- Reporter vor Ort