Versuchter Mord in Flüchtlingsunterkunft - Prozess in Bonn gestartet
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Versuchter Mord in Flüchtlingsunterkunft - Prozess in Bonn gestartet
Stand: 11.02.2025, 11:49 Uhr
Vor dem Landgericht Bonn hat der Prozess um einen versuchten Mord in einer Unterkunft für Geflüchtete in Wachtberg begonnen.
Von Christoph Hensgen
Der Angeklagte soll einen Mitbewohner mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt haben. Das Opfer soll Lügen über den 33-jährigen verbreitet haben, der fühlte sich offenbar in seiner Ehre verletzt.
Zu Prozessbeginn legte der Angeklagte über eine Verteidiger-Erklärung ein Geständnis ab. "Der Mitbewohner hatte bereits Wochen Gerüchte über mich verbreitet", hieß es in dem Schreiben. "Ich hätte ein Verhältnis mit der Frau meines Bruders. Diese Gerüchte verbreiteten sich und führten dazu, dass sich meine wenigen Freunde und Bekannten, die ich hatte, von mir abwendeten und ich vereinsamte."
Angeklagter fühlte sich in seiner Ehre und Würde verletzt
Er sei tief gekränkt gewesen und hätte sich in seiner Ehre und Würde verletzt gefühlt. "Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als dem Opfer eine Lektion zu erteilen. Ich wollte ihn nicht töten."
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Einsatzkräfte und Polizeiautos vor der Geflüchteten Unterkunft.
Laut Anklage folgte der Angeklagte dem späteren Opfer in den Toiletten-Container neben der Unterkunft. Als der 37-jährige ihm den Rücken zudrehte, soll er ihn niedergeschlagen und mit einem Küchenmesser immer wieder auf dessen Kopf und Körper eingestochen haben. Weil andere Bewohner dem Opfer zur Hilfe kamen, gab der Angeklagte seinen Angriff auf und flüchtete.
Zeitgleich Amok-Alarm an Schule
Die Tat hatte im Mai den ersten von zwei großen Polizeieinsätzen in Wachtberg ausgelöst. Denn zeitgleich zur Fahndung nach dem mutmaßlichen Messer-Angreifer gab es an einer benachbarten Schule einen Amokalarm. Zusätzliche Hundertschaften und Spezialkräfte wurden nach Wachtberg beordert.
Der Angeklagte konnte schließlich von Polizisten an einem Einkaufszentrum festgenommen werden. "Das, was ich getan habe, war ein Fehler. Ich bin heilfroh, dass der Mann überlebt hat und bitte um eine Chance", ließ der gebürtige Syrer das Schwurgericht über seinen Verteidiger wissen. Ein Urteil wird in zwei Wochen erwartet.
Unsere Quellen:
- Bonner Landgericht
- Reporter vor Ort