Kein Außengehege für Waschbär-Halterin aus Beverungen
Lokalzeit OWL. 06.03.2024. 03:13 Min.. Verfügbar bis 06.03.2026. WDR. Von Kolja Selker.
Kein Außengehege für Waschbär-Halterin aus Beverungen
Stand: 06.03.2024, 16:48 Uhr
Im Kampf um ein Außengehege für Waschbären hat eine Tierschützerin aus Beverungen eine Niederlage erlitten. Das Verwaltungsgericht urteilte, das Gehege dürfe nicht genehmigt werden, weil die Waschbären nachts Lärm machen könnten.
Von Kolja Selker
Für die einen sind Waschbären eine Plage, für die anderen sind sie die Tiere mit großen, glänzenden Knopfaugen, mit hübschem Fell und Banditenmaske im Gesicht. Zu diesen Menschen gehört Stefanie Kieren. Sie fing schon mit 20 Jahren an, sich um Waschbären zu kümmern.
Umzug ihren Waschbären zuliebe – und jede Menge Widerstand
In diesem Haus wohnt die Klägerin mit ihren Tieren
Mittlerweile ist Stefanie Kieren 39 Jahre, hat 26 Tiere - und kämpft darum, ihre Waschbären auf Dauer gut halten zu können. Sie zog 2018 extra von Wuppertal nach Beverungen im Kreis Höxter. Dort hatte sie einen alten, großen Hof gefunden. Perfekt, um all ihre Bären unterbringen und pflegen zu können. Sechs sind alt und krank und leben mit ihr in ihrem Haus, zwölf auf zwei Ebenen in einer kompletten Scheune, acht weitere in einem umgebauten Kuhstall.
Das rief die Behörden auf den Plan. 2018 verhängte das Veterinäramt des Kreises Höxter einen Aufnahmestop und forderte, Stefanie Kieren solle auch ein großes Außengehege schaffen. Genau das wollte sie tun – aber laut ihrer Aussage verweigert der Kreis Höxter ihr dafür bis heute die notwendige, baurechtliche Genehmigung.
Verwaltungsgericht: Außengehege kommt nicht in Frage
Die Tierschützerin klagte deshalb vor dem Verwaltungsgericht in Minden und verlor am Mittwoch. Das Verwaltungsgericht argumentierte: Man könne Privatpersonen nicht per se verbieten, Waschbären zu halten. Im konkreten Fall könnten die nachtaktiven Tiere aber wohl Nachbarn stören - ein Außengehege komme deshalb nicht in Frage. Die Tierschützerin will jetzt vor dem Oberwaltungsgericht weiter kämpfen.
Stefanie Kieren bekommt immer wieder Hilfe-Anrufe von Menschen, die ihr kranke oder sehr junge Waschbären bringen wollen. Eigentlich gehe es dem Kreis Höxter darum, sie über behördliche Schwierigkeiten indirekt zum Aufhören bewegen zu wollen, ist die 39-Jährige überzeugt.
Der Kreis Höxter wollte sich dazu auf Anfrage des WDR wegen des laufenden Gerichtsverfahrens nicht äußern. Für ihn stellt die Haltung der Waschbären keine zulässige Kleintierhaltung wie bei Katzen oder Hunden dar, da Waschbären in der EU als invasive Art gelten.
Allein im Kreis Höxter gebe es über 30 Helfer, die sich inoffiziell um aufgefundene Waschbären kümmern, die nach EU-Recht nicht mehr freigelassen werden dürfen. Stefanie Kieren sagt, sie kämpfe auch dafür, all die anderen aus der unfreiwilligen Illegalität zu holen, die Angst vor unnötigen Regeln und Verboten hätten.
Unsere Quellen:
- Reporter-Recherche vor Ort
Über dieses Thema berichtet die WDR Lokalzeit OWL am 06.03. im Hörfunk auf WDR2 und im Fernsehen in der Lokalzeit ab 19.30 Uhr.