Influencer gibt Hinweis zu Fall von Kindesmissbrauch durch einen Wunschzettel
Lokalzeit aus Köln. 10.12.2024. 02:20 Min.. Verfügbar bis 10.12.2026. WDR. Von Daniel Engstler.
Wunschzettel zeigt mutmaßlichen sexuellen Missbrauch durch Opa
Stand: 11.12.2024, 18:25 Uhr
Drei Kinder schicken einen Wunschzettel an einen Influencer aus Aachen. Ihr Wunsch: Dass ihr Opa bestraft wird - wegen sexualisierter Gewalt.
"Mein größter Wunsch ist, dass mein Opa für das, was er meiner Mama, meinen Geschwistern und mir angetan hat, bestraft wird." Noch immer fällt es Alexander Schönen sichtbar schwer, den Brief des Kindes vorzulesen, der in seinem Briefkasten gelandet ist.
Der 34-jährige Influencer hat sich vorgenommen, seine Follower zu beschenken: Dafür hat er mit seinem Team eine Lagerhalle bei Aachen auf 1.000 Quadratmetern umgebaut. Dort sieht es jetzt genauso aus wie in der Zeichentrickserie "Weihnachtsmann & Co. KG": Die Geschenke-Maschine, das Büro vom Weihnachtsmann, das Geschenkelager - alles ist da.
Die umgebaute Lagerhalle
Über Social Media rief er dann die Kinder unter seinen Followern auf, dem Weihnachtsmann ihre Weihnachtswünsche per Brief zu schicken. Kinder aus ganz Deutschland kamen dem Aufruf nach. Noch heute landen im von Alexander eingerichteten Postfach täglich hunderte Briefe. Das Team beantwortet sie und versucht, die Wünsche zu erfüllen. Jeder einzelne Brief werde gelesen, so Schönen.
Kinder schicken Bild mit
Und so auch dieser eine, der das ganze Team erschütterte: Er stammt von drei Geschwistern aus Niedersachsen, die sich nichts Materielles wünschen, sondern eben, dass ihr Opa für die sexualisierte Gewalt an ihnen und ihrer Mutter bestraft werde.
Die Zeichnung, die dem Brief beilag
Auch ein Bild liegt dem Briefumschlag bei. Darauf haben die Kinder Grantelbart, den Bösewicht der Serie, gemalt. "Opa", steht daneben. Drumherum stehen die weinenden Kinder.
Die Polizei ermittelt
Nach dem ersten Schock informiert Alexander Schönen sofort die Polizei vor Ort. Die Beamtinnen und Beamten waren mit dem Fall offenbar schon betraut, denn er ist bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Braunschweig aktenkundig. Gegen den Großvater der drei Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren wird wegen des Verdachts auf schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und Vergewaltigung ermittelt.
Wenn Kinder so einen Hilfeschrei tätigen, müsse man handeln, sagt Schönen. "Lieber einmal mehr die Polizei rufen als einmal zu wenig." Und einen Wunsch will er den drei Kindern und ihrer Mama unbedingt erfüllen. Er stand ganz unten auf dem Weihnachtsbrief.
"Ein weiterer Wunsch wäre, dass wir eure Werkstatt einmal besuchen dürfen", schreibt die Verfasserin des Briefes weiter. "Es würde uns sehr glücklich machen, einen Blick darauf zu werfen, wie all die Geschenke gemacht werden."
Unsere Quellen:
- Staatsanwaltschaft Braunschweig
- Reporter vor Ort
- Instagram-Account von Alexander Schönen
Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes haben wir geschrieben, dass die mutmaßliche Tat durch den Wunschzettel der Geschwister aufgedeckt wurde. Weitere Recherchen haben ergeben, dass Polizei und Staatsanwaltschaft schon vorher informiert waren. Die polizeilichen Ermittlungen liefen schon, bevor Alexander Schönen den Wunschzettel gemeldet hat.