Aline Neumann steht mit ihrer Familien vor einem großen Laufgeschäft auf der Cranger Kirmes. Gerade sind sie auf dem Weg zum Kassenhäuschen, denn ihre Tochter möchte sich einmal durch den großen Hindernis-Parcours inklusive Hängebrücke und wackliger Trittsteinen kämpfen. Kostenpunkt: fünf Euro pro Person.
Während der Nachwuchs durch und über die Hindernisse turnt, warten Aline Neumann und ihr Mann vor der Attraktion. Einmal im Jahr kommt die Familie aus Oberhausen zu einem Kirmesbesuch nach Crange.
Mit Essen und Karussellfahrten für die Tochter wird die dreiköpfige Familie heute etwa 100 Euro auf dem Rummel ausgeben, schätzt sie. "Es ist schon alles teurer geworden", sagt die Oberhausenerin. Aber das sei natürlich überall so. "Gehen Sie mal für 100 Euro einkaufen."
Familie setzt sich festes Budget für Kirmes
Nur einige hundert Meter weiter sitzt Familie Grollmann auf der Stufe eines Münz-Spielgeschäftes. Sie beobachtet gerade, wie der Freefall-Tower auf der gegenüberliegenden Seite aus 85 Metern in die Tiefe rauscht.
Die vierköpfige Familie aus Herne geht in der Regel zwei Mal im Jahr nach Crange. Dafür haben sich die Eltern ein festes Budget gesetzt, sagt Mutter Katharina: "Wir haben beide 100 Euro mit - und wenn die weg sind, dann sind die weg." Klar, die 200 Euro für einen Tag seien nicht wenig Geld. Aber die Cranger Kirmes sei schließlich auch nur einmal im Jahr.
Die Schausteller dürfte es freuen. Aber nicht nur die profitieren von den unzähligen Kirmesbesuchern, die Geld auf dem Rummel lassen.
Hinterhöfe und Einfahrten werden zu Biergärten
Teilweise mischen auch Geschäfte im Bereich der Kirmes und sogar Anwohner im bunten Treiben mit. So verwandeln sich während Crange zum Beispiel Garagenhöfe in Biergärten.
Walter Dörnemann wohnt schon sein ganzes Leben mitten auf dem Kirmesplatz. Seine Garageneinfahrt baut er einmal im Jahr für Crange in einen Biergarten um - mit Zelten, Theke und Sitzbänken.
"Den Ausschank gibt es mittlerweile in der dritten Generation", erzählt er. Sogar ein eigenes Bier und einen eigens kreierten Schnaps verkauft er während der Kirmes.
"Das Allerwichtigste ist: Es macht Spaß", sagt der 66-Jährige. "Letztendlich muss sich das aber auch lohnen. Man kann jetzt nicht sagen, wir gehen da plus minus Null raus."
Für Soner Taylan war Crange erst keine lukrative Zeit. Er betreibt im Bereich der Kirmes eine Trinkhalle und zwei Imbisse fast nebeneinander. Weil seine Geschäfte während des Rummels hinter den bunten Fassaden mehr oder weniger verschwanden, hat er sich irgendwann entschieden, einfach ein Teil der Kirmes zu werden.
Von der Not zur Tugend
"Ich hab mir irgendwann gedacht: Ich nehme mir die drei Meter vor meinem Laden!" Jetzt betreibt er dort während Crange einen kleinen Cocktailstand. Der Vorteil: Er kann Getränke an die Kirmesbesucher verkaufen, und sein Laden ist jetzt besser sichtbar für seine Kunden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Gespräche mit Besuchern und Anwohnern
Über dieses Thema berichtet der WDR auch in der WDR2-Lokalzeit im Hörfunk und im WDR-Fernsehen.