Ein Dauerärgernis für viele Betriebe ist offenbar wachsende Bürokratie. Etwa beim Mülheimer Unternehmen Hubwerk mit seinen 24 Beschäftigten. Es ist mitten in der Corona-Krise entstanden und verkauft, verleiht und wartet Hebebühnen und Stapler. "Wenn Sie eine Firma gründen wollen, müssen Sie erst mal ein Formular ausfüllen, um zehn oder 20 weitere Formulare zu bekommen, die Sie dann auszufüllen haben", klagt Mit-Geschäftsführer Michael Bongers.
Bürokratie statt Kundendienst
So konnte die junge Firma wochenlang keine Rechnungen schreiben, weil die Vergabe der Handelsregisternummer am Dienstplan einer Sachbearbeiterin gehangen habe. Und seitdem habe sich nichts verbessert. 20 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringen die beiden Chefs nach eigenen Angaben mit Bürokratie statt beim Kunden.
Selbst Digitalisierung bringe Mehrarbeit – etwa der digitale Krankenschein: "Früher hatten wir den gelben Schein, den wir direkt in unserer Lohnbuchhaltung verarbeiten konnten. Heute muss unser Steuerberater die Daten bei der Krankenkasse abrufen", schildert Co-Geschäftsführer Kai Kobüssen.
720 Betriebe im Ruhrgebiet befragt
Solche Hürden haben die IHKs Duisburg, Essen und Dortmund von vielen Firmen geschildert bekommen. 720 Unternehmen mit über 100.000 Beschäftigten haben an der Umfrage zum Ruhrlagebericht teilgenommen. Und es gibt noch mehr Klagen: Schlechte Transportwege, zu wenig Fachkräfte, zu wenig Flächen. Das schlägt auf die Stimmung: Nur 16 Prozent der Betriebe erwarten in naher Zukunft bessere Geschäfte, 28 Prozent dagegen noch schlechtere.
IHKs fordern "Wirtschaft first"
Werner Schaurte-Küppers, Präsident der Duisburger IHK, fordert deshalb ein politisches Programm "Wirtschaft first": "Das heißt, für jedes neue Gesetz, das geschaffen wird, zwei Gesetze wieder abzuschaffen". Wie realistisch ist so etwas? Da ist selbst Schaurte-Küppers skeptisch: "Wir merken, dass die Politik sich in ihren eigenen Gesetzen gefangen hat".
Unsere Quellen:
- Firma Hubwerk, Mülheim
- IHKs Duisburg, Essen und Dortmund