Cannabisclub fordert 270.000 Euro Entschädigung von der Polizei
Lokalzeit aus Dortmund. 09.04.2025. 28:39 Min.. Verfügbar bis 09.04.2027. WDR. Von Daniel Schmitz.
Legale Pflanzen zerstört: Cannabis-Club aus Hagen fordert Schadenersatz
Stand: 08.04.2025, 19:58 Uhr
270.000 Euro Schadenersatz fordert ein Verein von der Hagener Polizei. Bei einer Durchsuchung im März hatte sie 900 Cannabis-Pflanzen herausgerupft und entsorgt.
Von Sebastian Tischkov und Daniel Schmitz
Ist diese Plantage legal oder illegal? Vor dieser Frage stand die Hagener Kriminalpolizei bei einem Einsatz im März. Sie hatte durch Ermittlungen gegen einen anderen Verdächtigen von der Plantage erfahren - und einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt. Auf die Beamten habe die "Beschaffenheit der Halle" illegal gewirkt, sagt ein Polizeisprecher.

So sah die Lagerhalle des Vereins nach dem Polizeieinsatz aus.
Deshalb haben die Beamten 900 Setzlinge aus den Töpfen herausgerupft und entsorgt. Das übliche Vorgehen nach Aufdecken einer illegalen Plantage. Das Problem: Die Lagerhalle gehört einem Cannabis-Club, der eine Genehmigung von der Bezirksregierung hat.
Cannabis-Club rechnet großen Schaden vor
Der Verein hat einen Anwalt engagiert, der bereits Schadenersatz von der Polizei gefordert hat. Der rechnet vor: Mit den 270.000 Euro seien der mögliche Gewinn aus den Pflanzen sowie entstandene Kosten durch die Zerstörung und für die Neubepflanzung abgedeckt.

Rechtsanwalt Jens Gunnar Cordes vertritt den Hagener Cannabis-Club.
"Man kann ja nicht einen Schaden anrichten und hinterher sagen: 'Tut mir leid, ich habe mich vertan'", sagt Rechtsanwalt Jens Gunnar Cordes. "Der Schaden muss erstattet werden." Strittig könne der Punkt werden, ob und mit welcher Summe die Polizei - und damit das Land NRW - für den Ernteausfall aufkommen muss.
Polizei kennt Standorte legaler Plantagen nicht

Mittlerweile hat der Hagener Verein 900 neue Setzlinge eingepflanzt.
Die Hagener Polizei weist darauf hin, dass sie die Standorte legaler Plantagen nicht kennt. Die zuständige Behörde, die Bezirksregierung Arnsberg, könne sie nur in besonderen Fällen darüber informieren. Zum Beispiel, wenn sie wegen einer Straftat ermittelt. So steht es im Konsumcannabisgesetz des Bundes.
In diesem Fall hat die Polizei im Vorhinein gar nicht erst bei der Bezirksregierung nachgefragt. Das ärgert den Verein besonders. "Man hätte ja möglicherweise auch die Lagerhalle absperren können, bis geklärt ist, ob es sich nicht doch um eine legale Plantage handelt", sagt Anwalt Cordes. Der Vermieter der Lagerhalle habe die Beamten sogar darauf hingewiesen, dass sie einem Verein gehört.
Anwalt hält Forderungen für gerechtfertigt
Verein und Anwalt sind überzeugt, dass die Forderung über 270.000 Euro gerechtfertigt ist. Sie hoffen auf eine außergerichtliche Einigung mit der Polizei. Die Hagener Polizei prüft gerade die Schadenersatzforderung des Vereins.
Unsere Quellen:
- Anwalt des Cannabis-Clubs
- Polizei Hagen
- Staatsanwaltschaft Hagen
- Bezirksregierung Arnsberg