Urteil im Nimani-Prozess

Lokalzeit OWL 08.04.2025 02:38 Min. Verfügbar bis 08.04.2027 WDR Von Thomas Wöstmann

Lebenslang für Mord an Boxer in Bielefeld

Stand: 08.04.2025, 15:55 Uhr

Für den Mord am ehemaligen Profiboxer Besar Nimani muss der 34-jährige Deutsche Hüseyin A. lebenslang ins Gefängnis. Das Landgericht Bielefeld sah es als erwiesen an, dass er Nimani am 9. März 2024 in der Bielefelder Altstadt gemeinsam mit einem weiteren Täter heimtückisch erschossen hat.

Nach Auffassung des Gerichts haben beide Täter gemeinsam einen Tatplan geschmiedet und in Tötungsabsicht auf Nimani geschossen. Der Sportler verblutete noch am Tatort. Der zweite Täter ist noch auf der Flucht. Auch, wenn Hüseyin A. sich im Laufe des Prozesses nicht zur Tat geäußert hatte, ist viel passiert.

Schüsse vor Gerichtsgebäude

So wurde nach einem Verhandlungstag Ende Februar vor dem Gerichtsgebäude geschossen. Der Bruder und eine Schwester des ermordeten Boxers Besar Nimani sollen Familienangehörigen des Angeklagten aufgelauert haben. Vier Personen, darunter der Vater von Hüseyin A., wurden teils lebensgefährlich verletzt.

Drei Polizisten mit Uniform, die man von hinten sieht

Polizisten sichern den Prozess im- und um das Gerichtsgebäude ab

Die beiden mutmaßlichen Schützen stellten sich in den folgenden Tagen der Polizei. Sie sitzen in Untersuchungshaft wegen versuchten Mordes. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bestätigte später im Innenausschuss des Landtags ein Gerücht, wonach die Schüsse vor dem Gerichtsgebäude von den Geschwistern des Boxers abgefeuert wurden, um dessen Ermordung zu rächen.

Tatwaffe im Auto gefunden

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld und auch die Anwälte der Familie Nimani forderten in ihren Plädoyers jeweils eine Verurteilung wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes. Überführt werden sollte der Angeklagte u.a. durch eine Pistole.

Das Kuriose: Die wurde gar nicht bei ihm selbst, sondern im Auto seines Bruders gefunden. Und zwar knapp ein Jahr nach der Ermordung von Besar Nimani. Nämlich nachdem Ende Februar 2025 vor dem Gerichtsgebäude erneut geschossen worden war. Die Polizei hatte am Tatort Spuren gesichert und dabei die Pistole eher zufällig in dem Auto entdeckt.

Überraschung bei Schussproben

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ordnete eine waffentechnische Untersuchung der gefundenen Pistole durch das Bundeskriminalamt an. Dabei gab es eine Überraschung. Experten wiesen nach, dass aus genau dieser Pistole mindestens ein Mal auf den Boxer Besar Nimani geschossen wurde.

Nun die Vermutung: Die Familie des Angeklagten Hüseyin A. hatte die Waffe nach der Tat für ihn versteckt. Zuletzt halt im Auto eines seiner Brüder. Die Verteidiger von Hüseyin A. zweifelten das waffentechnische Gutachten des Bundeskriminalamts an und präsentierten ein Gegengutachten. Das verwarf das Gericht aber.

Lebenslang für Mord an Boxer in Bielefeld

WDR Studios NRW 08.04.2025 00:44 Min. Verfügbar bis 08.04.2027 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR Reporter vor Ort
  • Landgericht Bielefeld
  • Gespräche mit Verteidiger und Nebenklagevertretern