Kupferdiebe decken Dach von stillgelegter Kirche in Essen ab

Lokalzeit Ruhr 01.04.2025 02:40 Min. Verfügbar bis 01.04.2027 WDR Von Rainer Kuka

Kupferdiebe decken Dach von stillgelegter Kirche in Essen ab

Stand: 01.04.2025, 17:07 Uhr

In Essen sind Kupferdiebe mehrmals in eine ehemalige Kirche eingebrochen. Ihre Beute: Kabel und Dachplatten. Der Schaden: enorm.

Auf dem Boden im Keller liegen leere weiße und schwarze Kabelhülsen. Es ist ein großes Bündel, achtlos in eine Ecke geworfen. Im Stromkasten an der Wand gegenüber hängen abgeschnittene Kabel. Die Kupferdiebe haben hier ganze Arbeit geleistet. Meterweise haben sie die Kupferkabel aus den Wänden und Führungsschächten gerissen und abgeschnitten. "Bei laufendem Strom", sagt Berthold Hiegemann.

Er ist Standortkoordinator für die Kirche St. Marien in Essen-Karnap. Genauer: für die ehemalige Kirche. Im Februar 2019 wurde hier der letzte Gottesdienst gefeiert, seitdem steht das Gebäude leer. Und ist damit in den Fokus von Kupferdieben gerückt. Zum Jahreswechsel hat die Gemeinde das erste Mal gemerkt, dass unerwünschte Gäste in das Gebäude eingestiegen sind.

Kupferdiebe decken Kirchendach fast komplett ab

Berthold Hiegemann steht in der ehemaliegen Kirche Sankt Marien in Essen

Hätte nicht mit Dieben in der leeren Kirche gerechnet: Standortkoordinator Hiegemann

"Wir haben uns einfach nicht vorstellen können, dass eine leere Kirche, in der alle Sakralgegenstände entfernt wurden, trotzdem noch einen Anreiz bieten könnte", sagt Hiegemann. Doch das konnte sie, vor allem das Dach. Offenbar tagelang haben die Diebe das Kupferdach des Gebäudes Stück für Stück abgedeckt. Insgesamt 450 Quadratmeter.

Die Diebe sind über Wochen mehrmals in die Kirche eingestiegen. Mal durch eine Tür, mal durch ein Fenster. Mit Teelichtern haben sie sich ihre Wege in der ehemaligen Kirche ausgeleuchtet. Mit dem Kabelklau haben sie auch einen Handysendemasten auf dem Kirchturm lahmgelegt. Deshalb haben einige Handynutzer im Umkreis seit Wochen teilweise keinen Empfang mehr.

Polizei Essen ermittelt wegen Kupferklau

Ein Zeuge hat an einem Wochenende beobachtet, dass die Kirchentür aufstand. Davor stand ein Lieferwagen. Ein Mann hat Bündel in den Wagen geladen. Als die Polizei kam, war allerdings niemand mehr da. Andere haben verdächtige Lieferwagen und Autos gesehen.

"Ein aufgeschriebenes Kennzeichen passte allerdings nicht mit dem beschriebenen Fahrzeug zusammen", sagt eine Sprecherin der Essener Polizei. "Eine wirklich heiße Spur haben wir nicht."

Hoher Schaden für Kirchengemeinde

Die Folgen des Kupferklaus sind für die Kirchengemeinde gravierend. Unter den geklauten Platten auf dem Dach ist eine Holzkonstruktion. Die ist durch Regen durchweicht. Deshalb musste die Gemeinde das Dach notdürftig mit Bitumen abdecken lassen. Kosten: 20.000 Euro.

Das Dach der ehemaligen Kirche Sankt Marien in Essen-Karnap ist mit Bitumenbahnen gedeckt

Das Kirchendach von oben: Wo es jetzt schwarz ist, war früher mal Kupfer

Auch ein Steg für Handwerker muss erneuert werden. Erst danach kann der Handymast wieder in Betrieb genommen werden. Das alles ist besonders ärgerlich, weil das ehemalige Kirchengebäude eigentlich abgerissen werden soll. Gespräche mit möglichen Käufern laufen schon. Standortkoordinator Hiegemann sagt: "Normalerweise sind wir ja sehr gastfreundlich, in diesem Fall waren wir es aber nicht."

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Standortkoordinator Hiegemann
  • Polizei Essen

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