Nicht nur für viele Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal der Realschule Grünstraße in Hattingen war es Mitte Oktober ein Schock: An mehreren Stellen hatten Unbekannte an das Schulgebäude rassistische und menschenfeindliche Parolen sowie verfassungsfeindliche Symbole gesprüht.
Hakenkreuze an Schule
Hakenkreuze waren dort zu sehen oder Sprüche wie "geht in euer Land ihr drecks ..." (rassistische Beleidigung) und "deutsche Jugend vorran" (Rechtschreibfehler im Original-Zitat). Die Schule zeigte sich schockiert, die Stadt Hattingen kündigte eine Video-Überwachung am Schulgebäude an.
Der Staatsschutz ermittelt außerdem zu diesem Vorfall. Auf WDR-Anfrage sagte ein Sprecher, bislang habe man jedoch keinerlei Hinweise zu den Tätern.
Rassistisches Gedankengut gerät in Öffentlichkeit
Heiko Koch, Sozialarbeiter und Leiter der Fach- und Koordinationsstelle "Partnerschaft für Demokratie" bei der Stadt Hattingen, treibt das Thema Rassismus und verfassungsfeindliche Parolen im öffentlichen Raum schon eine ganze Zeit um.
Die Schmierereien an der Schule würden aufzeigen, was sich schon länger an Hattingens Straßenlaternen und Stromkästen abspiele: "Mittels Aufkleber und Schmierereien verkünden Rassisten und Faschisten ihr Gedankengut und versuchen so in die Öffentlichkeit zu kommen."
"Junge Rechtsradikale provozieren in der Innenstadt Gegendemonstranten zu den anti-demokratischen und verschwörungstheoretischen Montagstrommlern mit Hitlergruß und Beleidigungen", so Koch weiter.
Proteste auf der Straße
Die sogenannten "Montagstrommler" - ein weiteres Dauerthema in Hattingen: Jeden Montag gehen in der Innenstadt zwischen einem Dutzend und in Spitzenzeiten mehr als hundert Menschen mit Trommeln auf die Straße, die der Verschwörungserzählungs-Szene zugeordnet werden.
Auch hier beobachtet der Staatsschutz einige der regelmäßigen Teilnehmer, insbesondere ihre Aktivitäten auf Internet-Plattformen wie Telegram. Und auch Heiko Koch behält die Szene im Auge.
Monitoring soll Übersicht über Szene verschaffen
Dies will die Fachstelle "Partnerschaft für Demokratie" nun intensivieren. "Wir werden ein Monitoring von antisemitischer und rassistischer Propaganda, Beleidigungen und Tätlichkeiten einführen und bitten hiermit, uns diese Fälle zu melden", so Koch.
Aufkleber mit rassistischen Slogans oder auch Symbolen wie zum Beispiel das einer rechtsextremen Bewegung in den USA finde man immer häufiger in Hattingen. Offenbar wolle man wohl gerade junge Leute damit ansprechen.
Mit dem Monitoring wolle man nun eine systematische Übersicht bekommen, wo Parolen in der Stadt auftauchen und mit welchem Inhalt. Die "Partnerschaft für Demokratie" in Hattingen erhofft sich dadurch ein konkreteres Bild über eine möglicherweise größer werdende Szene.
Unsere Quellen:
- Fachstelle "Partnerschaft für Demokratie" Hattingen
- Staatsschutz Hagen
- vorangegangene WDR-Recherche
Über dieses Thema haben wir am 05.11.2024 im Radio in der WDR 2 Lokalzeit berichtet.