Häusliche Gewalt: Der Blick auf die Täter:innen
Aktuelle Stunde. 04.10.2023. UT. Verfügbar bis 04.10.2025. WDR. Von Bernd Neuhaus.
Mann fährt Frau und Kleinkind in Duisburg an: Mordkommission sucht Zeugen
Stand: 06.10.2023, 11:36 Uhr
Nachdem ein Mann am Sonntag seine Ehefrau und das gemeinsame Kind angefahren haben soll, hat die Polizei nun einen möglichen wichtigen Zeugen erkannt. Die 19-jährige Mutter verstarb, das Kleinkind schwebt immer noch in Lebensgefahr.
Fünf Tage nach dem schrecklichen Angriff auf eine 19-Jährige und ihr Kleinkind in Duisburg hat die Mordkommission der Duisburger Polizei nun einen wichtigen Zeugen erkannt. Der Mann hatte sich laut Polizeiangaben in unmittelbarer Nähe zum Tatgeschehen aufgehalten. Seine Beobachtungen könnten für die Ermittlungen sehr wichtig sein. Er sei mittleren Alters und trug am Tattag eine Kappe sowie eine blaue Weste.
25-Jähriger Serbe festgenommen
Und das war geschehen: Am Sonntagmittag wurden eine 19 Jahre alte Frau und ihr 17 Monate alter Sohn von einem Auto erfasst und lebensgefährlich verletzt worden. Das Kind musste mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Der Verdächtige, ein 25-jähriger Serbe, wurde festgenommen.
Die 19-Jährige ist an ihren Verletzungen gestorben. Das bestätigte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Das gemeinsame Kind der beiden schwebt weiterhin in Lebensgefahr. "Sein Zustand hat sich aber leicht verbessert", sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen.
Zeugenbericht: Angefahren, geschlagen und getreten
Augenzeugen berichteten, dass es zuvor auf der Straße zu einem Streit zwischen den Eheleuten gekommen sein soll. Nachdem der Mann die Frau und das gemeinsame Kleinkind mit dem Auto erfasst haben soll, sei er danach ausgestiegen und habe auf die Duisburgerin eingeschlagen und eingetreten. Zeugen hielten ihn dann bis zum Eintreffen der Polizeibeamten fest. "Solch eine Brutalität erlebt man zum Glück selten", sagte ein Sprecher.
Polizei: "Solche Brutalität zum Glück selten"
Nach Angaben der Ermittler waren die beiden Erwachsenen verheiratet, es soll häufig Streit gegeben haben. Der mutmaßliche Täter ist auch der Vater des Kleinkinds. Für weitere Hinweise zum Tatablauf und der Beziehung des Paares sucht die Polizei nach weiteren Zeugen.
Staatsanwaltschaft wertet Tat als Mord
Die Staatsanwaltschaft Duisburg wertet die Tat unter anderem als Mord. Bei der Polizei wurde eine Mordkommission eingerichtet. Der 25-Jährige schweigt bisher zu den Vorwürfen. Inzwischen wurde gegen ihn Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen, er sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Bislang ist noch unklar, inwieweit er wegen früherer Vergehen schon einmal aufgefallen ist.
Die Leiche der 19-Jährigen wurde am Montag obduziert. "Das Ergebnis war, dass die Spuren des Unfalls selbst nur sehr marginal festzustellen waren an der verstorbenen Frau", sagt Martin Mende von der Duisburger Staatsanwaltschaft. Die Frau sei "vielmehr aufgrund der erheblichen, mehrfachen massiven stumpfen Gewalteinwirkung gegen den Kopf – ganz konkret durch Faustschläge und Tritte mit dem beschuhten Fuß – gestorben."
Motiv bisher unklar
Es sei "zu einer massiven Hirnschwellung gekommen, die auch durch intensive medizinische Maßnahmen nicht mehr zu retten war, sondern zum Versterben der Frau am frühen Morgen geführt hat", sagt Mende weiter.
Weitere Hintergründe, auch zu einem möglichen Motiv, sind bisher nicht bekannt.
Frauenorganisation will auf Femizide aufmerksam machen
Die Frauenorganisation ZORA aus Duisburg schreibt in den sozialen Medien: "So eine gewalttätige, hasserfüllte Tat in Duisburg macht uns wütend". Sie rief zu einer Kundgebung im Stadtteil Vierlinden am Mittwochabend auf. Etwa 120 Menschen nahmen teil. Die Organisation will darauf aufmerksam machen, dass viele Frauen in Beziehungen Gewalt durch Männer erfahren. Gewalt, die bis zum Tode führen kann.
Laut Studien wird in Deutschland im Schnitt fast jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.
Kundgebung nach Femizid in Duisburg
Lokalzeit aus Duisburg. 04.10.2023. 03:36 Min.. Verfügbar bis 04.10.2025. WDR. Von Chadia Hamadé.