Fast alle Türen in den Häusern der Sellmannsbachstraße stehen offen, die Anwohner räumen schon ihre Keller leer oder sind draußen und gucken zu, wie das Wasser der Nacht aus ihrem Keller auf die Straße gepumpt wird.
Manche wollen unbedingt reden, andere sind sprachlos. Einsatzkräfte vom Technischen Hilfswerk und der Feuerwehr sind im Dauereinsatz. Seit fast zwölf Stunden. Sie tun was sie können.
Kein Strom und alles kaputt
"Geschlafen habe ich nicht und stehe noch unter Schock", sagt Manfred Korff, der dabei ist, seinen Keller aufzuräumen. Alles ist die Treppe hochgespült worden und liegt jetzt völlig durcheinander auf einem Haufen. Außerdem ist "die Heizung kaputt, die Waschmaschine, der Trockner, ein Gefrierschrank und viele persönliche Sachen", ergänzt er.
Man merkt, dass er und viele Nachbarn gerade einfach nur funktionieren. Heizung und Elektrogeräte kaputt, das hört man heute Vormittag oft. Pascal Skwara ist am frühen Morgen gekommen und räumt den Keller seines Vaters aus. "Wir haben keinen Strom, das kommt auch noch hinzu", sagt er verzweifelt.
Autos vom Hochwasser zerstört
Das Wasser, das laut Feuerwehr ungefähr 60 cm hoch war und wie ein Fluss durch die Straßen geströmt ist, hat viel zerstört. Kaputte Autos werden schon abgeschleppt, andere stehen noch am Straßenrand, man sieht am Lack bis wohin das Wasser stand.
Eine Frau erzählt, dass sie sogar in ihrem Wagen gefangen war - das Wasser habe innerhalb weniger Minuten das Auto durchspült und sei gestiegen. Mit Hilfe von Nachbarn habe sie sich retten können.
Ursache Bauarbeiten?
Das Unwetter der Nacht ist für fast jeden auch zu einem persönlichen Drama geworden. Aber warum hat es gerade diese Häuser am Trinenkamp und an der Sellmannsbachstraße so hart getroffen? Die Anwohner sind sich einig: die Arbeiten am Sellmannsbach, der hinter den Häusern fließt. "Die Studierten, die da am Rückhaltebecken was machen", seien schuld, schimpft ein älterer Mann.
Es geht um eine Baustelle der Emschergenossenschaft. Der Sellmannsbach wird renaturiert. Das sei aber eher eine Verbesserung bei Hochwasser, "es war einfach zu viel Regen an genau dieser Stelle", betont Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft und er fügt hinzu: "Einen hundertprozentigen Hochwasserschutz wird es nie geben."