Polizei- Hundertschaft

Rechte Demo, Gegendemo, Hochrisikospiel: Polizei Essen im Dauerstress

Stand: 14.03.2025, 14:10 Uhr

Die Stadt Essen erlebt am Samstag mehrere risikoreiche Veranstaltungen gleichzeitig. Für die Polizei eine große Herausforderung.

Ruhe vor dem Sturm - das ist vielleicht ein abgegriffener Begriff. Und vielleicht wird der Samstag in Essen auch halbwegs friedlich bleiben. Dennoch: Für die Essener Polizei dürfte diese Umschreibung gerade zutreffen, angesichts der angekündigten Veranstaltungen in der Stadt.

Tausende wollen gegen rechte Demo protestieren

Das eine ist eine angekündigte Demo hauptsächlich junger Rechtsradikaler mittags in der Innenstadt. Unter dem Motto „Für mehr deutschen Wohnraum – sofortige Remigration“ will die rechte Gruppierung "Jung und Stark" (JS NRW) eine Kundgebung dort geben.

Menschen auf einer Demonstration in Essen mit Schildern und Transparenten

Das Bündnis "Essen stellt sich quer", hier bei einer anderen Demo, ruft zum Gegenprotest auf

"Naziaufmarsch in Essen? Nicht mit uns!", sagt das Bündnis "Essen stellt sich quer" und ruft zur selben Zeit zu einer Gegendemo auf. Zunächst soll es am Hauptbahnhof eine Mahnwache geben, wo sich später auch die Rechtsradikalen sammeln wollen. Kurz darauf gibt es einen Demozug durch die Stadt und eine Kundgebung der Gegendemo auf dem Hirschlandplatz.

Angemeldet sind für die Rechtsradikalen-Demo rund 100 Personen. Zum Gegenprotest haben neben "Essen stellt sich quer" noch weitere Bündnisse aufgerufen. Auf dieser Seite wird mit einer vierstelligen Zahl an Gegendemonstrierenden gerechnet.

Brisanz auch bei Drittligaspiel

Würden diese beiden Veranstaltungen allein nicht schon genug Herausforderungen mit sich bringen, muss die Polizei fast zeitgleich auch noch beim Drittligaspiel von Rot-Weiss Essen gegen Dynamo Dresden massive Präsenz zeigen. Das wird um 14 Uhr angepfiffen und wird als "Hochrisikospiel" eingeschätzt.

Das Stadion an der Hafenstraße in Essen.

Auch das Spiel bei Rot-Weiss Essen ist im Fokus der Polizei

Vorab treffen an der Hafenstraße mit Gastgeber RWE und Gast Dresden voraussichtlich gewaltbereite Hooligans beider Vereine aufeinander. Zuletzt waren Dynamo-Anhänger auswärts durch massive Pyro-Randale und Ausschreitungen in den Stadien negativ aufgefallen.

Polizei stellt sich auf Großeinsatz ein

Die Polizei sieht sich für den Großeinsatz gut aufgestellt, wie ein Sprecher dem WDR sagte. Über genaue Einsatz-Details verrät die Polizei im Vorfeld wie üblich nichts.

Auf Seiten der Rechten könnte es bei einer vergleichsweise kleinen Teilnehmerzahl bleiben, schätzt die Polizei ein, da sich ein ähnliches Bild bei vergleichbaren Demos im Vorfeld ergeben habe. Man sei aber auf alles eingestellt.

Rechte Gruppe mobilisiert junge Leute

Die rechte Gruppierung JS wird in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern vom Verfassungsschutz beobachtet. Ihr werden von Experten verfassungsfeindliche Bestrebungen nachgesagt. Die Gruppierung will auch in NRW ihre Anhängerschaft vergrößern und ruft vor allem über die Sozialen Medien dazu auf, sich ihr anzuschließen.

Experten weisen auf den schellen Anstieg der Followerschaft bei jungen Gruppierungen wie JS hin. Sie würden sowohl kurz- als auch langfristig das Potential für Gewalt bergen, heißt es in einer Analyse des von mehreren Extremismusforschenden unterstützten gemeinnützigen Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) in Berlin.

"Die Gruppe scheint Jugendliche und junge Erwachsene online zu rekrutieren und nutzt WhatsApp-Gruppen, in denen sich die Mitglieder der regionalen Gruppen koordinieren", so CeMAS. Diese regionalen Gruppen gäbe es inzwischen in ganz Deutschland, auch in NRW.

Unsere Quellen:

  • Polizei Essen
  • Bündnis "Essen stellt sich quer"
  • Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS)

Rechte Demo, Gegendemo, Hochrisikospiel: Polizei-Großeinsatz

WDR Studios NRW 14.03.2025 00:42 Min. Verfügbar bis 14.03.2027 WDR Online