Die Pläne klingen spektakulär: In bis zu neun Metern Höhe soll ein fünf Meter breiter Radweg vom Bahnhof Altenessen zu zwei Parks in der Nähe führen und damit eine Radweglücke schließen. Die Höhe sei nötig, so die Stadt, um ausreichend Distanz zu den Oberleitungsmasten der Straßenbahn zu wahren, die darunter verläuft.
Kritik an hohen Baukosten
Das macht den Weg teuer: Für voraussichtlich einige Hundert Meter Strecke kalkuliert die Stadt 77 Millionen Euro Baukosten. Zu teuer, sagen einige Parteien im Rat wie das "Essener Bürger Bündnis - Freie Wähler". An erster Stelle müsse die finanzielle Vernunft stehen, heißt es vom Fraktionschef Kai Hemsteeg. "Die selbsternannten Gestalter von CDU-Grünen sollten sich lieber um die Buckelpisten, die man zum Teil als Straßen allen Verkehrsteilnehmen in Essen anbietet, kümmern."
Stadt sieht "Unwägbarkeiten" bei Radwegplanung
Als Gründe für die Kosten beruft sich die Stadt auf die "technische Komplexität" der weiteren Planung sowie unterschiedliche "Risiken" und "Unwägbarkeiten". So müsste die Stadt zum Beispiel mehrere Grundstücke kaufen, über die der Radweg verlaufen soll. Dazu kommt: Bauarbeiten über oder unter Schienen müssen bei der Deutschen Bahn beantragt werden – mit einem Vorlauf von drei Jahren.
Rad-Initative kritisiert Prioritätensetzung
Auch Initiativen wie der RadEntscheid Essen haben die Pläne der Stadt scharf kritisiert. Mit dem Geld könne man eine Vielzahl von bereits bestehenden Radwegen in ganz Essen sinnvoll ausbauen. "Was nützen den Radfahrer*innen ein paar hundert Meter Hochradweg, wenn die vielen Kilometer des eigentlichen Radwegenetzes lückenhaft, marode und unsicher sind", schrieb die Initiative schon Anfang des Jahres in einer Stellungnahme.
Naturschutz und Planungsrecht verlangsamen Radwegebau
Die jetzt angestrebte Variante eines Radwegs auf Stelzen könnte allerdings auch durch Naturschutzbedenken und das Planungsrecht erschwert werden. Grünflächen, die neben den DB-Schienen und dem Helenendamm liegen, würden nämlich neuversiegelt. Radhochwege sind außerdem planungsrechtliches Neuland: Untersuchungen und Gutachten für das notwendige Planfeststellungsverfahren könnten Jahre dauern.
Alternative zu Radhochweg verworfen
Die schwarz-grüne Ratsmehrheit hatte die Verwaltung im Mai beauftragt, einen Plan für den Lückenschluss im Radwegenetz am Altenessener Bahnhof vorzulegen. Eine andere Variante, die keinen Radhochweg vorsah, sei aufgrund "erheblicher Sicherheitsbedenken aus verkehrstechnischer Sicht" nicht weiterverfolgt worden, heißt es von der Stadt.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 12.11.2023 auch im Radio auf WDR 2.