Deckel drauf: Schächte auf Zeche Zollverein in Essen verfüllt Lokalzeit Ruhr 01.04.2025 03:18 Min. Verfügbar bis 01.04.2027 WDR Von Kai-Hendrik Haß

Deckel drauf: Schächte auf Zeche Zollverein in Essen verfüllt

Stand: 01.04.2025, 16:30 Uhr

Zwei Jahre lang lief Beton in 1.000 Meter Tiefe: Jetzt sind die beiden Schächte auf der Zeche Zollverein in Essen verfüllt. Feierliche und emotionale Stimmung auf Zollverein.

Von Olaf Biernat

Ein bisschen feierlich war es schon, auch wenn der Termin für viele Menschen im Ruhrgebiet nicht zum Feiern war. RAG-Chef Peter Schrimpf und Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen haben von einem Meilenstein gesprochen, als sie am Mittag den symbolischen Deckel auf die Schächte der Zeche Zollverein gesetzt haben.

Bergleute sind angefasst

Viele Anwohner und Bergleute sind in die Zelthalle direkt vor dem Förderturm von Schacht II gekommen. Unter ihnen auch Horst Rudnik. Der Essener hatte auf Zollverein gelernt und war 40 Jahre lang Bergmann.

"Das ist schon emotional. Dass man nicht mehr runter kommt ist wieder ein Stein der Geschichte. Da ist man schon ein bisschen traurig." Horst Rudnik, ehemaliger Bergmann auf Zollverein

Zwei Jahre lang fließt Beton in die Schächte

In der Zelthalle kamen in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig Betonmischer angefahren, um in dem extra schallisolierten Zelt ihre Fracht zu entladen: Flüssigbeton. Der wurde dann 1.000 Meter tief in die Erde geschüttet.

Schächte fast 40 Jahre noch offen

Flüssigbeton läuft über riesige Betonmischer in die Tiefe | Bildquelle: RAG

Fast 40.000 Badewannen voll Beton sind sowohl in Schacht II als auch in den weltberühmten Schacht XII mit dem markanten Doppelbock-Fördergerüst des Unesco-Weltkulturerbes geflossen. Die Zeche Zollverein wurde zwar schon im Jahre 1986 stillgelegt, bis zuletzt mussten aber immer noch Bergleute einfahren, um sich um das Grubenwasser zu kümmern.

Das musste abgepumpt werden, damit es sich nicht mit dem Grundwasser vermischt. Das ist nach der Schließung der letzten Zeche im Ruhrgebiet aber nicht mehr nötig und somit ist jetzt die Zeche endgültig verfüllt - niemand kommt mehr runter.

Denkmalschutz macht Arbeiten schwierig

Für die Verfüllung gelten strenge Regeln: Wegen des Denkmalschutzes musste jede Schraube, jedes einzelne Teil sorgfältig abgenommen und eingescannt werden, damit es danach wieder an Ort und Stelle kommen konnte.

Zollverein bleibt Reservestandort für Grubenwasserhaltung

Für den Notfall wurden jedoch Rohre eingebaut, durch die bei Bedarf Tauchpumpen abgelassen werden können. Damit könnte im Fall der Fälle das Grubenwasser doch noch abgepumpt werden. Eigentlich ist das nicht mehr nötig, weil es in etwa 600 Metern Höhe einfach nach Norden in Richtung Prosper-Haniel in Bottrop und dann weiter in Richtung Dinslaken abfließen soll.

Zeche Zollverein wird UNESCO-Weltkulturerbe (am 31.08.2002) WDR 2 Stichtag 31.08.2017 04:17 Min. Verfügbar bis 29.08.2027 WDR 2

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So sieht es zumindest das Grubenwasserkonzept des Bergbaukonzerns RAG vor. Künftig soll im Ruhrgebiet nur noch an sechs Stellen Grubenwasser über Tage gepumpt werden. Vier Standorte sind bereits fertig, an zwei Orten wird noch bis voraussichtlich 2035 gearbeitet. Zollverein soll als Reservestandort dienen.

Deckel drauf: Schächte auf Zeche Zollverein in Essen verfüllt WDR Studios NRW 01.04.2025 00:43 Min. Verfügbar bis 01.04.2027 WDR Online

Grubenwasser gilt wegen des Einsatzes von Schmierölen und anderen Chemikalien als belastet und darf sich nicht mit dem Trinkwasser/Grundwasser vermischen.

Zollverein ist Besuchermagnet | Bildquelle: dpa

Die vielen Besucher des Weltkulturerbes Zollverein haben an der Verfüllung großes Interesse gezeigt. Der Bergbaukonzern hat extra große Schautafeln in Zelten angebracht. Die Zelte werden jetzt nach und nach wieder abgebaut, dann geht der Touristische Betrieb auf der Zeche weiter.

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen ist erfreut über die Besucherzuwächse. Mittlerweile kommen jedes Jahr 1,7 Millionen Menschen:"Heute stehen wir hier auf einem Areal, was Kulturort ist, Museumsort und Begegnungsort. die Kunst- und Kreativwirtschaft ist hier zu Hause und wir haben so viele Arbeitsplätze wie zur aktiven Zechenzeit. Also heute hat man nicht mehr die Träne im Auge, sondern man weiß, die Geschichte von Zollverein wird weiter geschrieben.

Dennoch fühlt sich der heutige Tag ein bisschen endgültig an, denn ab heute kommt niemand mehr unter Tage.

Unsere Quelle:

  • RAG Aktiengesellschaft
  • Reporter vor Ort

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