Haare, Fingernägel, Massagen aber auch Kosmetikbehandlungen wie Faltenunterspritzung – vor allem im Schönheitsbereich ist das Angebot riesig. Bei Telegram entdecken wir unzählige Gruppen, wo Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Dienstleistungen anbieten. Bei sich zuhause oder direkt bei Kunden.
Fast für jede große Stadt finden wir mindestens eine eigene Community. In den meisten Posts sind auch direkt Fotos angehängt - mit "Arbeitsproben". Ähnliche Seiten gibt es auch auf Instagram.
Nur 20 Prozent der ukrainischen Geflüchteten sind erwerbstätig
Olga (Name geändert) lebt seit Kriegsbeginn im Ruhrgebiet und bekommt 450 Euro Grundsicherung. Obwohl sie jeden Monat mehrere Tausend Euro verdient. In ihrer Heimat hatte sie einen eigenen Beauty-Salon. Jetzt empfängt sie ihre Kunden in ihrer Wohnung. Das ermöglicht ihr den Lebensstandard zu erreichen, den sie in ihrer Heimat als selbstständige Geschäftsfrau gewohnt war, erzählt sie.
Über 1.000.000 Geflüchtete aus der Ukraine leben in Deutschland. Etwa zwei Drittel von ihnen sind laut Bundesagentur für Arbeit im erwerbsfähigen Alter. Aber nur etwa 20 Prozent erwerbstätig. Viele wollen zuerst Deutsch lernen und erst dann in den Job einsteigen.
Beauty-Segment gilt als undurchsichtig
Die Sprachbarriere ist auch für Olga ein Grund, warum sie schwarz arbeitet. Doch ihr Hauptproblem ist das Steuersystem: "Ich muss 40 Prozent dem Staat abgeben. Wofür? Dafür, dass ich körperlich hart arbeite? Ich bin der Meinung, das ist unfair!" Fast jede Ukrainerin, die hier im Beauty-Bereich arbeitet, arbeite schwarz, sagt sie. "Und alle die ich kenne, die hier ein Kleingewerbe anmelden, sie alle umgehen das System. Sie stellen eine Rechnung aus und 20 nicht. Das haben mir alle erzählt. Alle machen das so."
Wir wollen wissen, wie oft solche Fälle tatsächlich vorkommen. Weder das Arbeitsministerium NRW noch das Hauptzollamt haben eine Antwort darauf. Das Problem scheint dort nicht bekannt zu sein.
Denn im Fokus der Zollkontrollen liegen vor allem Baugewerbe, Hotels und Gastronomie. Das Beauty-Segment ist eher undurchsichtig. Und die Ukrainerinnen sind sehr vorsichtig bei der Auswahl der Kunden – aus Angst, erwischt zu werden.
Nur wer vertrauenswürdig ist und über Bekannte kommt, bekommt tatsächlich einen Termin. "Ich habe nur mit den Kunden gearbeitet, die mir empfohlen wurden. Fremde Menschen habe ich nie angenommen", erzählt Olga. Schließlich drohen für Sozialbetrug hohe Geldstrafen oder sogar bis zu fünf Jahre Haft.
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