Ein Krankenwagen der Justizvollzugsanstalt, davor ein Beamter von hinten fotografiert.

Sterben in Haft: Palliative Hilfe im Gefängniskrankenhaus Fröndenberg

Stand: 24.04.2025, 18:18 Uhr

Im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg wird eine Sterbestation getestet. Gefangene am Ende ihres Lebens sollen dort ihre letzte Lebensphase verbringen können. Das ist einmalig in NRW.

Von Katja Leistenschneider

Drei Plätze will man im Gefängniskrankenhaus vorhalten, um schwerkranke Gefangene am Lebensende palliativ zu versorgen. Aktuell stehen sie in der Abteilung für innere Medizin. Dort wird getestet, wie sich der Krankenhausbetrieb im Justizvollzugskrankenhaus (JVK) Fröndenberg mit den Bedürfnissen unheilbar kranker und sterbender Menschen vereinbaren lässt.

Sterbenskranke Gefangene sollen, wie die anderen Insassen auch, adäquat versorgt werden. Am Ende des Lebens bedeutet das nicht nur eine medizinisch rund-um-die-Uhr Versorgung, es bedeutet auch eine professionelle psychologische, soziale und spirituelle Begleitung durch Fachpersonal. 

Ärzte und Pfleger haben eine Zusatzweiterbildung in Palliativmedizin. Also der Medizin, die nicht mehr heilen will, sondern Schwerstkranken das Lebensende so angenehm und schmerzfrei wie möglich machen möchte.

Mehr als 600 Gefangene sind über 60 in NRW

 Ein Beamter von hinten fotografiert mit einem grünen Behälter in seiner linken Hand.

Ein Justizbeamter auf dem Weg zur Station.

Von den rund 14.000 Gefangenen in NRW sind über 600 mittlerweile über 60 Jahre alt. Tendenz steigend. Das stellt Gefängnisse vor besondere Probleme. Mittlerweile gibt es in manchen Gefängnissen eigene Abteilungen für diese älteren Gefangenen. Aber das reicht nicht aus.

In den letzten zehn Jahren sind 98 Mal Gefangene an ihrem Lebensende in Haft gestorben. Wobei man in den Gefängnissen eigentlich versucht, Sterben hinter Gittern zu vermeiden. Am Ende ihres Lebens sollen Gefangene möglichst frei kommen, um die letzten Wochen in Freiheit und, im Idealfall, im Kreis der Familie zu sein.

Sterben in Haft: Palliative Hilfe im Gefängniskrankenhaus Frönde

WDR Studios NRW 24.04.2025 00:44 Min. Verfügbar bis 24.04.2027 WDR Online


Im Kreis der Familie sterben klappt nicht immer

Aber das klappt nicht immer. Sei es, weil sich kein Ort findet, wohin der Gefangene entlassen werden kann, kein Pflegeheim, kein Hospiz, keine Angehörigen.  Man kann kranke Gefangene nicht einfach vor die Tür setzen, es braucht eine gesicherte Anschlußbetreuung. Außerdem gibt es Häftlinge die schon sehr lange nicht mehr "draußen" waren, die gar nicht draußen sterben wollen.

Sie wollen da bleiben, wo sie die Abläufe kennen. Gefängnis-Seelsorger kümmern sich um sie, der psychologische und der ärztliche Dienst sind für sie zuständig und wenn es nötig wird, dann werden sie nach Fröndenberg verlegt.

Sterbephase wird begleitet in Fröndenberg

Wie lange die Testphase dauert, weiß man in Fröndenberg noch nicht. Aber wenn sich zeigt, dass sich das Sterben in die Abläufe des JVK eingliedern lässt, dann wird es hier einen ganz eigenen Fachbereich für Hospiz- und Palliativmedizin geben, den einzigen in Nordrhein-Westfalen.

Unsere Quellen:

  • Pressesprecher JVK Fröndenberg
  • Landesbetrieb IT.NRW Statistik