Der Storchenhorst befindet sich mitten auf einer Wiese des Naturschutzgebietes "Am Siesack" in Dortmund-Schwieringhausen. Dort sind Heckrinder angesiedelt - und sorgen dafür, dass nicht allzu viele Neugierige das Brutgeschäft stören.
Beringer vom Landesumweltamt
Die beiden Küken sind inzwischen neun Wochen alt. Sie sind auch schon beringt worden. Dafür ist Michael Jöbges zuständig, Fachmann für Vogelschutzgebiete beim Landesumweltamt (LANUV)). Jöbges ist ein erfahrener Vogelkundler. In seiner 30-jährigen Laufbahn hat er schon über 3000 Störche beringt.
Mit dem Kranwagen geht es in zehn Meter Höhe. Dort liegen die Jungvögel bewegungslos im Nest und lassen alles geduldig über sich ergehen. Akinese nennt man dieses Verhalten und es ist wichtig, damit die Jungtiere nicht in Panik geraten und aus dem Nest stürzen, wenn sich ein Angreifer – oder eben der Beringer nähert.
Prozedur dauert nur wenige Minuten
Die Beringung selbst dauert keine vier Minuten: Michael Jöbges zieht das Bein des Jungstorches nach hinten und klippt den Plastikring um den Oberschenkel. So kann man den Ring auch erkennen, wenn der Storch zum Beispiel im hohen Gras nach Futter sucht. So können die Vögel jederzeit identifiziert und an die zuständige Vogelwarte gemeldet werden.
Die Vogelwarten in Deutschland
Auf den Plastikringen steht die Kennung DEW 5V815 und 5V816. Das steht für Westdeutschland und die Vogelwarte Helgoland mit Sitz in Wilhelmshaven. Alle Störche aus Westdeutschland werden dort geführt und gemeldet. Für die Vögel aus Ostdeutschland ist die Vogelwarte auf Hiddensee zuständig, die aus dem süddeutschen Raum laufen über die Station Radolfzell am Bodensee.
Durch die Ringe können Vogelkundige die Flugrouten der Störche bestimmen. Soviel ist schon bekannt: Die Störche aus Westdeutschland nehmen meistens eine kurze Route und überwintern auf der iberischen Halbinsel.
Erfolgreiches Artenschutzprogramm
Der Storchennachwuchs in Dortmund ist eine kleine Attraktion. Der Horst steht schon neun Jahre auf dieser Wiese, aber erst jetzt hat ein Weissstorchpaar zum ersten Mal dort gebrütet. Dank eines erfolgreichen Artenschutzprogramms konnten die zwei Jungstörche schlüpfen und zu kräftigen und gesunden Tieren heranwachsen.
Das Geschlecht der beiden ist noch nicht erkennbar. Dazu müssen sie erst erwachsen werden. Dann färben sich auch ihre Schnäbel und Beine in das auffällige Rot. Jungstörche haben immer schwarze Schnäbel und Beine. Im August werden sie vermutlich schon nach Süden zur Überwinterung fliegen.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 17.07.2023 im Hörfunk.