Männer die Laub blasen

Eine Woche Müllabfuhr-Streik: "Keine andere Möglichkeit"

Stand: 10.03.2025, 06:00 Uhr

Die Gewerkschaft verdi hat dazu aufgerufen. Betroffen sind Entsorgungsunternehmen in vielen NRW-Städten.

Von Johannes HoppeJohannes Hoppe

Betriebsrat Ingo Murach vom Umweltservice Bochum sitzt am Schreibtisch in seinem Büro und erinnert sich: 1992, also vor mehr als 30 Jahren, haben er und seine Kollegen schon einmal zweieinhalb Wochen lang gestreikt. Jetzt ist es wieder notwendig, so lange die Arbeit niederzulegen.

Dass es auch Unverständnis gibt, ist uns bewusst, auch intern. Wir haben nicht die Möglichkeit das Unternehmen anders zu ärgern, wir können es nur über öffentlichen Druck. Ingo Murach, Betriebsrat Umweltservice Bochum
Mann im büro

Ingo Murach ist Betriebsrat beim Umweltservice Bochum und weiß um die Kritik am Streik

Der sei jetzt auch fast am Maximum, sagt Murach. Viele Mitarbeiter tragen das mit, auch wenn sie wissen, dass niemand in der Zeit ihre Arbeit erledigt. Denn der Müll in Städten wie Bochum, Essen, Mülheim an der Ruhr oder Oberhausen wird liegen bleiben, genauso wie der Sperrmüll. Die Wertstoffhöfe sind geschlossen.

Nacharbeiten ist notwendig

Der Müll dürfte nach der Streikwoche aus der ein oder anderen Restmüll-, Biomüll- oder Papiertonne quillen. Trotzdem ist es das den Mitarbeitern der Straßenreinigung wert. Sie hoffen, dass der Streik bei aller möglichen Kritik auch Verständnis weckt. Schließlich gehe gerade Müll alle an, sagt ein Vorarbeiter. Es gehe um unseren Planeten und jemand müsse den Job eben machen.

Männer in orangefarbener Arbeitskleidung

Die Mitarbeiter des Umweltservice Bochum werden diese Woche nicht arbeiten

Der Umweltservice Bochum versucht, das entstehende Müllproblem so gut wie möglich zu kompensieren. Ein Unternehmenssprecher sagt, die Bochumer könnten gegen Vorlage eines Ausweises aber ihren Restmüll ausnahmsweise kostenlos am größten Wertstoffhof der Stadt abgeben, wenn der wieder geöffnet ist.

Auswirkungen in anderen Städten

In fast allen bestreikten Städten fällt die Müllabfuhr ersatzlos aus. In Mülheim sind die Wertstoffhöfe deshalb nach dem Streik sogar länger geöffnet als üblich. Für dazu gestellten Müll sind diesmal keine speziellen Säcke erforderlich.

In Essen bemüht sich der Entsorgungsbetrieb EBE nach eigenen Angaben darum, den Sperrmüllservice und die Leerungen zeitnah nachzuholen. Das Schadstoffmobil wird stillstehen.

Streik: Eine Woche lang bleibt der Müll im Ruhrgebiet stehen

WDR Studios NRW 07.03.2025 00:29 Min. Verfügbar bis 07.03.2027 WDR Online


In Oberhausen bittet das Entsorgungsunternehmen WBO alle, die schon einen Termin zur Abholung von E-Schrott, Altkleider oder Sperrmüll vereinbart haben, einen neuen Termin zu machen. Viele Entsorger informieren über Änderungen auf ihren Kanälen in den sozialen Medien und ihren Homepages.

Betroffen sind fast alle Bereich des öffentlichen Lebens

Neben dem ÖPNV trifft der Streik in dieser Woche auch Kitas, Schulen, Verwaltungen und Krankenhäuser. Betriebsrat Ingo Murach aus Bochum hofft, dass sich die kommunalen Arbeitgeber spätestens dann bewegen. Denn auch er sitzt lieber am Verhandlungstisch als auf einer Streikkundgebung zu stehen, sagt er.

Unsere Quellen:

  • Umweltservice Bochum
  • Betriebsrat Umweltservice Bochum
  • Wirtschaftsbetriebe Oberhausen
  • Entsorgungsbetriebe Essen
  • Mülheimer Entsorgungsgesellschaft mbH
  • Gewerkschaft verdi