Für Elif und Gamze Kubaşık ist der 4. April immer ein schwerer Tag. Es ist der Tag, an dem ihr Mann und Vater vom rechtsextremen Terrornetzwerk "NSU" in seinem Kiosk in der Dortmunder Nordstadt ermordet wurde. An der Gedenktafel vor dem ehemaligen Kiosk brechen die beiden Frauen in Tränen aus. Das stille Gedenken muss erst ohne sie starten. An der Tafel legen Menschen Blumen nieder und halten eine Schweigeminute ab. Es regnet in Strömen.
Dortmund war die Heimat von Mehmet Kubaşık
Trotzdem sind rund 300 Menschen zum Gedenken gekommen. Sie wollen an Mehmet Kubaşık und die anderen neun Opfer des rechten Terrornetzwerks erinnern. Mit einem Schweigemarsch geht es zum Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhof. Hier steht das Mahnmal für die "NSU"-Opfer. Ein Redner erzählt vom Leben Mehmet Kubaşıks. Wie er nach Deutschland gekommen ist, wie er den Kiosk in der Nordstadt gekauft hat und dass Dortmund seine Heimat gewesen sei.
Dann tritt Gamze Kubaşık ans Mikrofon. Obwohl der "Tag der Solidarität"- so heißt das Gedenken - jährlich stattfindet, hält sie erst zum zweiten Mal eine Rede: "Es ist ungerecht, dass mein Vater nicht sehen kann, wie seine Enkelkinder aufwachsen. Es ist ungerecht, dass mein Vater nicht sehen kann, wie sein BVB spielt. Es ist ungerecht, dass mein Vater nicht sehen kann, dass Frühling in seinem Garten wird. Es ist ungerecht, weil er immer noch jeden einzelnen Tag fehlt."
Geschichten der "NSU-Opfer" sollen in Schulbücher aufgenommen werden
Immer wieder ringt sie um Fassung. Für Gamze Kubaşık geht es aber nicht nur um das bloße Erinnern. Sie fordert eine vollständige Aufklärung der "NSU"-Morde. Zu viele Fragen seien noch offen. Außerdem müssten Lehren aus diesen Taten folgen: "Es wurde viel erreicht, aber es gibt noch viel zu tun."
300 Menschen erinnern in Dortmund mit Schweigemarsch an Mehmet Kubaşık. WDR Studios NRW. 04.04.2024. 00:45 Min.. Verfügbar bis 04.04.2026. WDR Online.
Es sei wichtig, erklärt sie, dass es bald ein Dokumentationszentrum für die Taten und Opfer des "NSU" gibt. "Die Aufarbeitung kann damit aber nicht beendet sein", sagt Gamze Kubaşık. Sie fordert, dass die Geschichten der Opfer dieser Morde in Schulbücher aufgenommen werden sollen, damit sie nicht vergessen werden.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Gamze Kubaşık
Über dieses Thema berichtet der WDR am 04.04.2024 in der WDR2 Lokalzeit aus Dortmund.