Duisburg: Ermittlungsstand und Nahaufnahme
Aktuelle Stunde. 25.10.2023. UT. Verfügbar bis 25.10.2025. WDR. Von Raphael Markert.
Die Stimmung im Stadtteil Duisburg-Dellviertel nach der Festnahme von Tarik S.
Stand: 25.10.2023, 19:58 Uhr
Erst die Messerattacke im Fitnessstudio im April, jetzt die mutmaßlichen Anschlagspläne von Tarik S. Zum zweiten Mal in diesem Jahr erleben die Duisburger die Festnahme eines Islamisten. Unsere Reporterin hat sich am Tag danach im Dellviertel umgeschaut.
Von Zübeyde Sürgit
Tarik S., der IS-Rückkehrer, der unter Verdacht steht, ein terroristisches Attentat geplant zu haben, wohnte bis zu seiner Festnahme im Duisburger Dellviertel. Das ist ein vielseitiger Stadtteil. Zur einen Seite geht es ins Zentrum, wo man Shoppen gehen kann. Am Dellplatz gibt es ein Kino und Gastronomie. Weiter südlich liegt ein grüneres und ruhigeres Wohnviertel. Vom Wohnhaus des mutmaßlichen Terroristen ist es nur ein Katzensprung zum Bahnhof und der A59. Die Wohnlage ist nicht teuer, aber auch nicht heruntergekommen. Die Straßen sind sauber, die Hausfassaden gepflegt.
Dellviertel in Duisburg
Gepflegtes Viertel - unauffälliger Nachbar
Die Nachbarn im Mehrfamilienhaus können es noch nicht fassen, sagen sie dem WDR. Tarik S. habe im Hausflur immer freundlich gegrüßt, sagt ein Nachbar. Er sei total unauffällig gewesen. Eine andere Nachbarin kann sich gar nicht an ihn erinnern, obwohl sie schon seit zehn Jahren hier wohne. Das Haus sei friedlich. Vor einigen Jahren habe es mehrere Einbrüche in Wohnungen gegeben. Da sei dann der letzte deutsche Bewohner ausgezogen. Jetzt liest man nur noch ausländisch klingende Namen auf den Klingelschildern.
Das Treppenhaus wirkt fast steril. Der Hausflur ist hell. Es riecht nach Putzmittel. Alles wirkt aufgeräumt und sauber. An der Wohnungstür von Tarik S. sind die Spuren des Polizeieinsatzes aus der Nacht erkennbar. Mehr Hinweise darauf, dass hier etwas nicht stimmt, gibt es nicht.
Wohnungstür von Tarik S.
"Konsequenter Abschieben"
Die angrenzende Einkaufsmeile hat wie in vielen anderen Städten in NRW mit Leerständen zu kämpfen. Trotzdem ist sie in Teilen gut besucht. In einem Döner-Imbiss arbeitet Semra. "Mich wundert das nicht, dass in Duisburg so viele Islamisten auftauchen", sagt sie. "Ich habe meinen Job bei einem Bildungsträger für Integration nach zehn Jahren aufgegeben. Ich kam nicht mehr mit der Frauenfeindlichkeit und Respektlosigkeit klar, die viele mir gegenüber gezeigt haben", sagt sie. "Die wollen hier nach ihren Regeln leben, nicht nach unseren", sagt die Deutsch-Türkin.
Duisburger Innenstadt
Fragt man mehrere Menschen auf der Straße, ob es sie besorgt, dass in diesem Jahr schon der zweite mutmaßliche IS-Terrorist in ihrer Stadt festgenommen wurde, entgegnen viele Duisburger: "Man muss konsequenter abschieben." Dabei kümmert es sie nicht, dass Tarik S. deutscher Staatsbürger ist, sagen sie. In die Erleichterung darüber, dass der mutmaßliche Attentäter festgenommen worden ist, bevor er zur Tat hätte schreiten können, mischt sich die Sorge vor weiteren Gefährdern.
186 Gefährder in NRW
186 Gefährder gibt es laut Polizei in NRW. Wie viele davon in Duisburg leben, könne man nicht veröffentlichen. Das habe ermittlungstaktische Gründe. Dass zwei mutmaßliche Terroristen in diesem Jahr ergriffen worden sind, sei ein Erfolg.