Rund ein Kilometer vom Kirmesplatz entfernt herrscht Tristesse. In der Fußgängerzone von Wanne-Eickel gibt es viel Leerstand und bei Regenwetter sind nur wenige Menschen unterwegs. Für die, die man dort trifft, ist die Cranger Kirmes ein Segen.
Kirmes statt Urlaub
Die Fußgängerzone in Wanne-Eickel, auch tagsüber fast wie ausgestorben
Eine Passantin ist Christiane Lammert, sie freut sich das ganze Jahr auf Crange. "Is ja so tot hier", sagt sie. Mit ihrer Tochter und dem Mann gibt sie rund 300 Euro aus. "Wir fahrn dann nich in Urlaub, sondern gehen auf die Kirmes". Da gebe man ja auch eine Menge Geld aus. Die elfjährige Tochter geht gern aufs Karussell, Christiane Lammert "macht auch mal Party" mit ihren Freundinnen.
Shoppen auf Crange
Ursula Kieper geht gern auf der Cranger Kirmes shoppen. Rund 100 Euro gibt sie aus.
Aber auch Ursula Kieper, die Achterbahn, Raupe oder Loopings nicht verträgt, ist zwei drei mal auf Crange. Dort kann sie wenigstens mal shoppen, sagt sie. „Da sind Schmuckstände, es gibt Kleidung", aber auch was zu Essen will sie sich gönnen und in die Cocktailbar. Auf der Kirmes will sie ungefähr 100 Euro ausgeben.
Die Cranger Kirmes ist für Herne mehr als Losbude und Karussells, sie ist Rummel, Shoppingmeile und ein Event mit Partyzelten und Live-Musik
Die meisten sind Stammgäste
So wie die beiden Frauen sind laut Stadtmarketing Herne die meisten Besucher Stammgäste. Sie kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet und bringen Geld in die Stadt. Nicht nur den Schaustellern, sondern zum Beispiel auch den Taxibetreibern. Für Taxi Wanne sind die elf Tage "schon wichtig, um Geld zu verdienen", sagt ein Fahrer.
Fast doppelter Umsatz im Imbiss
Der Imbiss Lider Kokorec profitiert von der Cranger Kirmes. Der Umsatz verdoppelt sich.
Auch der türkische Imbiss Lider Kokorec macht ein gutes Geschäft, wenn die Kirmes startet. Er liegt direkt am Cranger Tor und lockt viel mehr Gäste an als sonst. "Wir bestellen Getränke extra. Fast alles doppelt. Sonst kriegen wir dat nich hin“, sagte Mesut Emre, der dort arbeitet.
Eine rollende Kleinstadt
Die Wirtschaftskraft der Cranger Kirmes ist Albert Ritter bewusst. Der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes spricht gern von einer "rollenden Kleinstadt". Die Schausteller kauften ihre Produkte für Kirmes in der Region ein. Zum Beispiel Bier bei einem Großlieferanten aus Oberhausen. Auch die Zugmaschinen oder Lkw würden im Ruhrgebiet gekauft und repariert, "dadurch kommt Geld in die Stadt“, sagt Albert Ritter.
Per Gesetz müssen die 500 Schausteller für die Kosten aufkommen, die der Stadt als Veranstalter entstehen. Gemeinsam zahlen sie laut Albert Ritter rund 1,2 Millionen Euro in die Herner Stadtkasse. Darunter fallen Müllabfuhr, Absperrungen oder die Miete einer alten Schule, in der Polizei und Feuerwehr ihre Wachen für die Kirmes haben.
Regen und Hitze sind schlecht
Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes
Alles in allem dürften die Umsätze rund um die Cranger Kirmes in die Millionen gehen. Am ersten Wochenende waren schon rund 1,2 Millionen Menschen auf der Cranger Kirmes. Nicht ganz so viele wie erwartet, es war zum Teil nass und verregnet.
Wieviel Geld die Schausteller mit ihren Fahrgeschäften oder Buden machen, darüber herrscht Schweigen. Aber die Einnahmen seien stark vom Wetter abhängig – "Regen und Hitze sind schlecht fürs Geschäft", sagt Albert Ritter und hofft bis zum Abschluss am Sonntag auf gemäßigtes Wetter.