Wie fit hast du dich in der letzten Woche gefühlt? Warst du einsam? Solche Fragen hat die Robert-Bosch-Stiftung in einer repräsentativen Umfrage anderthalbtausend Schülerinnen und Schülern gestellt und für das aktuelle Schulbarometer ausgewertet.
Das Ergebnis: Jedes vierte Kind, jeder vierte Jugendliche bewertet seine allgemeine Lebensqualität als gering. Jeder fünfte Junge, jedes fünfte Mädchen hat psychische Probleme oder tendiert dazu.
Kinder machen sich Sorgen wegen Kriegen und Klimakrise
Kinder und Jugendliche werden im Alltag unter anderem durch allgemeine gesellschaftliche Themen belastet:
- So machen sich 39 Prozent der Befragten oft oder sehr oft Sorgen wegen der Kriege auf der Welt.
- 25 Prozent machen sich oft oder sehr oft Sorgen, dass Umwelt und Klima von den Menschen zerstört werden.
- Rund jedes vierte Kind (26 Prozent) befürchtet aber auch oft oder sehr oft, in der Schule keine guten Leistungen zu zeigen.
- Für jedes zehnte Kind ist Armut ein Thema: Es macht sich oft oder sehr oft Sorgen, dass seine Familie nicht so viel Geld hat.
Zwar habe sich die Lebensqualität seit der Corona-Pandemie ständig verbessert, sie liege aber weiter unter dem Niveau von vor der Pandemie und habe sich weniger schnell verbessert als in anderen Ländern.
Julian Schmitz, wissenschaftlicher Projektleiter der Studie von der Universität Leipzig, spricht bei der psychischen Belastung von Kindern und Jugendlichen von einem Thema für die gesamte Gesellschaft: Psychische Erkrankungen seien in Deutschland der Hauptgrund für Arbeitsunfähigkeit und drei Viertel aller psychischen Erkrankungen begännen bis zum 24. Lebensjahr.
Schüler sind oft unzufrieden mit dem Unterricht
Die meisten Schülerinnen und Schüler (71 Prozent) haben ihre Zeit in der Schule als teils/teils bewertet, das heißt: es gibt Gutes und Schlechtes. Jeder Fünfte hat aber gesagt, dass er sich in der Schule nicht sehr wohl fühlt.
Die Unzufriedenheit hängt oft mit dem Unterricht zusammen:
- Fast die Hälfte (41 Prozent) der Schülerinnen und Schüler sagt, dass keine oder nur wenige ihrer Lehrerinnen und Lehrer genau nachfragen, was sie schon verstanden haben und was noch nicht.
- Über ein Viertel der 8- bis 17-Jährigen (28 Prozent) kritisiert, dass keine oder wenige Lehrkräfte ihnen sagen, was sie besser machen können, wenn sie einen Fehler gemacht haben.
- Gleichzeitig sagen aber auch drei Viertel (75 Prozent) der Kinder und Jugendlichen, dass die meisten oder alle Lehrer freundlich seien.
In der Umfrage wird außerdem deutlich, dass den Schülerinnen und Schülern soziale Beziehungen in der Schule am wichtigsten sind.
Wenn man sie fragt, was ihnen an der Schule besonders gut gefällt, werden am häufigsten (25 Prozent) die Treffen mit Freunden und Mitschülern genannt, gefolgt von der Beziehung zu den Lehrern (17 Prozent). Umgekehrt gefragt, was ihnen an ihrer Schule nicht gefällt, nennen die Schüler am häufigsten ihre Lehrkräfte (17 Prozent), dicht gefolgt von Problemen mit den Mitschülern (13 Prozent).
Zu wenig Austausch über Probleme in der Schule
Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler hat selten Gelegenheit, Probleme anzusprechen. Ein Drittel der Schüler hat angegeben, nie (14 Prozent) oder seltener als einmal im Monat (21 Prozent) eine Stunde zu haben, um mit dem Klassenlehrer oder der Klassenlehrerin und den Mitschülern über Probleme und andere Klassenthemen zu sprechen.
Die Robert-Bosch-Stiftung stellt im Schulbarometer fest, dass ein solcher Austausch für die Kinder wichtig ist, damit sie sich in der Schule wohlfühlen. Umgekehrt bemängeln viele Kinder, die sich nicht wohlfühlen, dass ihnen Gesprächsrunden mit Mitschülern und Lehrern fehlen.
Bundesschülerkonferenz fordert weniger Noten und mehr Feedback
Der Schülervertreter und Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz Fabian Schön bewertet die Ergebnisse des Schulbarometers als schockierend. Weil viele Schülerinnen und Schüler über Leistungsdruck klagen, fordert er einen anderen Leistungsgedanken an Schulen. Noten allein seien nicht aussagekräftig genug und sollten so spät wie möglich erteilt werden. Stattdessen brauche es mehr individuelles Feedback und Zeugnisse mit Beurteilungen in Textform.
Für psychisch erkrankte Schüler müsse es Anlaufstellen in den Schulen geben. Auch müssten Schulen eine Atmosphäre bieten, in der man sich wohlfühle. Dazu gehörten auch bauliche Veränderungen an den Schulgebäuden.
Auch die Bosch-Stiftung empfiehlt, dass in der Schule mehr auf das Wohlbefinden der Kinder geachtet wird: zum Beispiel, indem sie im Unterricht konstruktive Rückmeldungen bekommen und stärker in das Zusammenleben in der Schule eingebunden werden.
Unsere Quellen:
- Deutsche Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur AFP
- Nachrichtenagentur KNA