Planschen, baden, schwimmen - in NRW beginnen bald die Sommerferien, dann geht es zum Freibad, See oder auch an den Fluss. Das Problem dabei: Viele Kinder können nicht schwimmen. Ist vor den Ferien noch ein Schwimmkurs möglich? Was Eltern darüber wissen sollten - ein Überblick.
Wie viele Kinder können nicht schwimmen?
Die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen können, ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Das zeigen Umfragen unter Eltern zur Schwimmfähigkeit ihrer Kinder im Grundschulalter. 2022 gab es demnach doppelt so viele Nichtschwimmer wie 2010. Und eine Trendwende ist nach Ansicht der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nicht in Sicht.
Als Gründe dafür nennt die DLRG nicht nur die Corona-Pandemie, in deren Hochphasen viele Schwimmkurse ausfielen. Es fehle auch an Schwimmausbildern und Schwimmbädern. Außerdem komme der Schwimmunterricht in den Schulen viel zu kurz.
Welcher Schwimmkurs für Kinder in NRW ist jetzt noch möglich?
Große Hoffnung, dass Kinder vor den Sommerferien noch schnell schwimmen lernen können, macht Frank Zantis nicht. Er ist Sprecher des DLRG-Landesverbands Nordrhein.
Frank Zantis, DLRG Nordrhein
Für die Anfänger-Schwimmkurse der DLRG Nordrhein gebe es Wartezeiten von einem Jahr bis eineinhalb Jahren, sagt Zantis dem WDR. Grundsätzlich sollten sich Eltern daher frühzeitig Gedanken machen, wie und wo ihr Kind schwimmen lernen soll.
Trotzdem gibt es möglicherweise den ein oder anderen Anbieter, der in einem Schwimm-Schnellkurs für Kinder noch einen Platz frei hat.
Vor den Ferien ist aber vielleicht noch ein privater Schwimmkurs möglich - sofern Eltern die Zeit haben, ihren Kindern das Schwimmen selbst beizubringen. Die Wasserwacht-Ortsgruppe Thannhausen des Bayerischen Roten Kreuzes hat dazu eine Lehr-Broschüre für Eltern erstellt. Hier lässt sich der "Selfmade Schwimmkurs" als PDF herunterladen:
Was tun, wenn tatsächlich kein Schwimmkurs mehr möglich ist?
Das Wasser meiden sollte man mit seinen Kindern aber nicht, solange sie noch nicht schwimmen können, sagt Zantis von der DLRG. Ganz im Gegenteil: Eltern könnten schon mit der Wassergewöhnung beginnen, also mit ihnen planschen und baden. Dann gehe der Schwimmkurs später schneller.
Denn tatsächlich hätten Kinder anfangs oft eine "Hemmschwelle". "Viele Kinder haben erstaunlicherweise Angst vorm Wasser", so Zantis. Über die Gründe dafür kann er nur spekulieren: Vermutlich würden die Kinder nicht mehr so viel ans Wasser herangeführt wie noch vor einigen Jahren.
Worauf sollten Eltern unbedingt achten, auch wenn ihr Kind schon das "Seepferdchen" hat?
Allein im vergangenen Jahr starben nach DLRG-Angaben in Deutschland zehn Kinder im Alter bis zu zehn Jahren durch Ertrinken. Selbst wenn Kinder mit dem "Seepferdchen" ihr erstes Schwimmabzeichen gemacht haben, sind sie in der Regel noch längst keine sicheren Schwimmer.
Badegäste im See
Daher gibt die DLRG Eltern unter anderem diese Sicherheitstipps, die nicht nur im Schwimmbad, sondern auch an Seen und Flüssen gelten:
Aktive Aufsicht: "Unabhängig davon, ob Kinder mit oder ohne Hilfsmittel ins Wasser gehen: Erziehungspersonen haben immer, auch bei vorhandener Badeaufsicht, die Pflicht zur aktiven und konsequenten Aufsicht", so die DLRG.
In Reichweite sein: "Wichtig ist auch immer, dass man Kinder, wenn sie noch nicht schwimmen können, nie aus den Augen lässt, auch wenn sie nur am Wasserrand spielen", sagt DLRG-Sprecher Zantis. Das sollte man aber nicht aus 20 Meter Entfernung tun. "Da kann die Hilfe in gewissen Situationen schon zu spät kommen." Auch auf Schwimmflügel dürfe man sich nicht verlassen.
Aufsichtsperson: Grundsätzlich sollten Eltern auch beachten, dass Kinder noch nicht in der Lage sind, "die gesamte Tragweite ihres Handelns" zu überschauen, so der DLRG. "Aus diesem Grund benötigen sie eine verantwortungsbewusste Erziehungs- bzw. Aufsichtsperson."
Individuelle Voraussetzungen beachten: Zu beachten seien beim Baden und Schwimmen auch die individuellen Voraussetzungen des Kindes, also der aktuelle Entwicklungs- und Gesundheitszustand in psychischer wie auch physischer Hinsicht.
Gefahren erkennen: Gefahrenpunkte und Gefahrenorte sollten möglichst vorausschauend erkannt werden, so die Rettungsschwimmer.
Regeln wiederholen: Kinder müssten außerdem genau wissen, was erlaubt bzw. verboten ist, so die DLRG. "Sicherheit ist jedoch nicht allein durch Gebote und Verbote zu erreichen. Vor allem jüngere Kinder müssen häufiger an die wichtigsten Verhaltensregeln und Sicherheitsmaßnahmen erinnert werden, da einmalige Belehrungen vergessen werden. Deshalb: besser regelmäßige und situative Wiederholung von sicherheitsrelevanten Anweisungen."