Inzwischen zählt das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur bundesweit 706.509 "steckerfertige Solaranlagen" in Betrieb (Stand 2. Oktober 2024). Wahrscheinlich ist die Zahl sogar noch höher, da es eine Frist von einem Monat für Nachmeldungen gibt und manche Anlagen - trotz Pflicht - schlicht nicht gemeldet werden.
Doch wie funktioniert das eigentlich technisch? Was kostet das? Wir klären die wichtigsten Fragen zu Kosten und Nutzen der Mini-Kraftwerke.
Wie funktioniert eine Solaranlage für den Balkon?
Die Solarmodule sind im Set erhältlich. Mitgeliefert werden ein bis maximal zwei Module, eine Haltevorrichtung und der Wechselrichter. Die Anlage lässt sich mit ein paar Handgriffen am Balkon oder der Hauswand anbringen. Ein Modul reicht in der Regel aus. Es ist etwa einen Meter mal 1,70 Meter groß.
Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom vom Solarmodul in Wechselstrom für das Stromnetz um. Per Kabel und Stecker wird die Anlage dann einfach an eine Steckdose angeschlossen und der Strom ins Hausnetz eingespeist. Die Haushaltsgeräte verbrauchen dann zuerst den kostenlosen Sonnenstrom. Reicht der nicht mehr aus, wird der Strom wieder regulär über den Stromanbieter bezogen.
Geht das auf jedem Balkon?
Entscheidend ist die Ausrichtung. Der Balkon sollte im Idealfall Richtung Süden zeigen und nicht durch Bäume verschattet werden. Auch Ausrichtungen nach Süd-Ost und Süd-West funktionieren. Wer sich unsicher ist: Für Smartphones gibt es Kompass-Apps, die die Himmelsrichtung anzeigen.
Praktisch ist der kostenlose Stecker-Solar-Simulator, den die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin entwickelt hat. Online lässt sich damit ganz einfach berechnen, ob sich eine Solaranlage auf dem eigenen Balkon lohnt:
Geht das auch woanders?
Auf alle Fälle. Wichtig ist nur, dass der Ort genug Sonne abbekommt und die Anlage sicher befestigt werden kann. Das ist zum Beispiel:
- auf der Terrasse,
- im Garten,
- auf einer Dachfläche über der Wohnung oder vor dem Fenster,
- auf dem Garagendach oder Carport,
- auf einer Außenwandfläche.
Können Vermieter das verbieten?
Nein. Früher durften sie das, jetzt nicht mehr. Denn der Bundestag hat Mitte des Jahres beschlossen, dass Vermieter und Hausgemeinschaften nun einen triftigen Grund brauchen, um die Anlagen zu verhindern. Zum Beispiel wenn das Haus unter Denkmalschutz steht.
Damit genießen die Balkonkraftwerke einen ähnlichen Status wie Ladestationen für E-Fahrzeuge und Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit.
Das gilt aber nur für echte Steckersolargeräte mit einem Wechselrichter mit maximal 800 Watt Anschlussleistung. Diese seien so konzipiert, dass Laien sie anschließen könnten, sagt der Bundesverband Solarwirtschaft.
Auf dem Markt gebe es inzwischen aber auch vermehrt größere Selbstbau-Sets, die als Balkonkraftwerke angeboten würden, aber keine Steckersolargeräte seien. Diese müssten vom Elektrofachbetrieb angeschlossen und beim Netzbetreiber angemeldet werden. Das gelte auch für Systeme mit Batteriespeicher.
Wie viel Strom produziert eine Stecker-Solaranlage?
Das hängt immer davon ab, wie groß die Anlage ist und wieviele Module man installiert. Die produzierte Strommenge reicht aber oft locker, um den Laptop zu betreiben, das Handy zu laden, Fernsehen zu schauen oder die Waschmaschine laufen zu lassen.
Eng wird's dagegen beim Herd, dem Wäschetrocker oder dem Backofen. Geschätzt deckt so eine Anlage aber mittlerweile zwischen 10 und 15 Prozent des jährlichen Gesamt-Strombedarfs eines 2-Personen-Haushalts ab.
Was kostet eine Stecker-Solaranlage?
Je nachdem, wie groß sie sein soll, ist man - je nach Anbieter und Einzelhändler - mit wenigen hundert Euro dabei. Wer handwerklich nicht so versiert ist, braucht dann vielleicht Hilfe bei der Montage und Ausrichtung der Mini-Solaranlage.
Die Hersteller geben lange Garantien von bis zu 25 Jahren. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass der Hersteller des Geräts den Sicherheitsstandard der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie einhält (DGS 0001:2019-10).
Müssen Balkonkraftwerke angemeldet werden?
Ja, aber das ist schnell gemacht. Es reicht mittlerweile eine Registrierung im Marktstammregister der Bundesnetzagentur. Das geht mit wenigen Klicks auf www.marktstammdatenregister.de.
Fördert der Staat den Kauf einer Anlage?
Ja. Viele Städte, Kommunen und Regionalverbände fördern den Kauf von Stecker-Solaranlagen. Die Programme kommen offenbar gut an. Deshalb muss man bei der Antragstellung mitunter schnell sein. In mehreren Städten werden wegen der großen Nachfrage für dieses Jahr keine neuen Förderanträge mehr angenommen.
"Doch Vorsicht: Oftmals werden in den Förderbedingungen auch Anforderungen festgelegt, etwa der Einsatz einer speziellen Einspeisesteckdose, die Überprüfung der Elektroinstallation durch einen Elektriker oder die Übernahme von Installationskosten für das Setzen eines neuen Zählers", schreibt die Verbraucherzentrale. Um keine Probleme mit der Förderung zu bekommen, müssten diese Punkte dann auch zwingend umgesetzt werden.
Quellen:
- Bundesnetzagentur
- Nachrichtenagentur dpa
- Marktstammdatenregister
- Verbraucherzentrale
- TÜV Nord