Der DGB NRW erwartet am 1. Mai zehntausende Teilnehmer auf den Straßen und Plätzen. In den Mittelpunkt der Demonstrationen und Kundgebungen rückt die Gewerkschaft die Forderung nach einem Tariftreuegesetz in NRW. Öffentliche Aufträge sollen so künftig nur an Unternehmen gehen, die nach Tarif bezahlen. Die schwarz-grüne Landesregierung solle jetzt handeln.
Der DGB fordert außerdem, dass der jahrelange Investitionsstau in Deutschland überwunden werden soll. Die von den künftigen Regierungsparteien vereinbarten Milliarden Euro sollten in die Schienen, in Schulen, den Wohnungsbau, die soziale Sicherung, die Digitalisierung und den Klimaschutz investiert werden, heißt es im Mai-Aufruf der Gewerkschaften.
Im DGB sind 5,6 Millionen Mitglieder in acht Gewerkschaften organisiert. Die größten sind die IG Metall und Verdi, die kleinsten die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG sowie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG. Der DGB ist die größte Dachorganisation von Einzelgewerkschaften in Deutschland - hat aber seit Jahren mit einem massiven Mitgliederschwund zu kämpfen.
Ministerpräsident Wüst fordert "Wiederaufbau West"

NRW-Mininsterpräsident Hendrik Wüst sprach in Siegburg
Auf der zentralen Kundgebung des NRW-Gewerkschaftsbundes in Siegburg rief Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) die Gewerkschaften dazu auf, gemeinsam mit der Politik dafür zu kämpfen, Arbeitsplätze in der Region zu halten. Von der neuen Bundesregierung fordert er dafür, ein Klima des Aufbruchs zu schaffen. "Die Angst der Arbeitnehmer muss raus aus den Köpfen der Menschen", sagte Wüst vor rund 2.000 Menschen auf dem Siegburger Marktplatz.
Außerdem forderte Wüst einen "Wiederaufbau West" für marode Rheinbrücken und Kitas und begrüßte das Sondervermögen der Bundesregierung in Infrastruktur. Aber: "Wir müssen auch unseren Teil dazu tun, diesen Deckel abzubezahlen. Wir dürfen die Schulden nicht einfach an die nächste Generation rüberschieben."
Einem NRW-eigenen Tariftreuegesetz erteilte Wüst allerdings zunächst eine Absage - er wolle sich hierfür eng mit der künftigen Bundesregierung abstimmen, um unterschiedliche Auflagen zu vermeiden.
IGM-Vorstand kritisiert Ford

Kundgebung auf dem Heumarkt in Köln
In Köln versammelten sich etwa 4.500 Menschen am Hans-Böckler-Platz und zogen von dort zu einer Kundgebung am Heumarkt. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, ging hart mit der aktuellen Situation beim Autobauer Ford ins Gericht.
Der Standort in Köln sei durch Sparmaßnahmen und drohenden Arbeitsplatzabbau massiv gefährdet. Urban sagte, dass der Industriestandort Köln langfristig nur durch gezielte Investitionen und Mitbestimmung gesichert werden könne.
Weitere Kundgebungen in vielen Städten
Auf der Kundgebung in Gelsenkirchen sprach Wüsts Stellvertreterin, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Zudem nahm unter anderem die geschäftsführende Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) an der Kundgebung in Hamm und der Linken-Politiker Gregor Gysi in Solingen teil.
Es gibt außerdem weitere Veranstaltungen, beispielsweise in Bielefeld, Dortmund, Münster, Recklinghausen, Aachen und Essen. Aus Remscheid meldete ein WDR-Reporter bereits am Vormittag rund 500 Teilnehmer.
Tag der Arbeit? Gibt es eigentlich nicht offiziell in NRW...
Ein Fun-Fact zum 1. Mai fürs nächste Kneipen-Quiz: Tatsächlich heißt er im NRW-Feiertagsgesetz "Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde" - nicht der "Tag der Arbeit". Und das seit mindestens 1954. Mehr zur WDR-Recherche gibt es hier:
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- WDR-Reporter vor Ort