Kinder mischen einen Brotteig

Mehr Urlaub oder Weihnachtsgeld? Öffentlich Bedienstete haben die Wahl

Stand: 07.04.2025, 15:06 Uhr

Der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst zeigt: Neben steigendem Lohn wird die selbstbestimmte Arbeitszeit immer wichtiger.

Bund, Kommunen und Gewerkschaften haben sich am Wochenende auf einen Tarifabschluss geeinigt. 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst bekommen künftig mehr Geld. Das betrifft Angestellte in den Verwaltungen, in Kitas und Schulen, im Nahverkehr, bei den Abfallbetrieben, in Klärwerken, Bädern, Pflegeeinrichtungen oder an Flughäfen.

Weihnachtsgeld in Urlaubstage umwandeln

Neben Lohnerhöhungen von drei Prozent im April 2025 und 2,8 Prozent im Mai 2026 wurden flexiblere Arbeitszeiten vereinbart. Neben einem Langzeitkonto und besseren Regelungen zur Gleitzeit haben Beschäftigte im öffentlichen Dienst künftig die Wahl: Anstatt sich das Weihnachtsgeld in voller Höhe auszahlen zu lassen, können sie einen Teil davon gegen bis zu drei zusätzliche Urlaubstage eintauschen.

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Der Arbeitskampf im öffentlichen Dienst hat vorerst ein Ende.

Der WDR-Arbeitsmarktexperte Frank Christian Starke sieht diese Wahlmöglichkeit positiv. "Für die einen Beschäftigten ist das Geld wichtiger, für die anderen die Freizeit - je nachdem, in welcher persönlichen Situation sie sich befinden", sagte er. Dass Arbeitnehmer hier in Zukunft selbst entscheiden könnten, sei eine "Innovation" im öffentlichen Dienst. Allerdings gilt diese Regelung nicht für alle: Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind davon ausgenommen.

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Wie "freiwillig" ist die 42-Stunden-Woche?

Zudem besteht künftig die Möglichkeit, die Wochenarbeitszeit freiwillig auf bis zu 42 Stunden zu erhöhen - mit Zuschlägen für die Mehrarbeit. Diese Regelung soll nach fünf Jahren überprüft werden. Arbeitnehmer fürchten jedoch, dass sie unter Druck gesetzt werden könnten. So sagte Franziska Aurich, die für die Gewerkschaft Verdi in der Bundestarifkommission saß, ihr mache die 42-Stunden-Woche "Angst". Gerade im Bereich Gesundheit und Pflege könnten Beschäftigte sich unter "Zugzwang" fühlen, wenn trotz Freiwilligkeit Mehrarbeit verlangt würde.

Gemeinsames Ziel: Öffentlichen Dienst attraktiver machen

Der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst traf viele Bürger, weil es seit Januar immer wieder Warnstreiks gab. Während der Verhandlungen warfen sich beide Seiten mangelnde Kompromissbereitschaft und fehlenden Realitätssinn vor. Am Ende eint die Tarifpartner aber ein wichtiges Ziel: Mehr Menschen für Jobs im öffentlichen Dienst gewinnen.

Die Berufe müssten attraktiver werden, denn es gebe hunderttausende unbesetzte Stellen, erklärte Verdi-Chef Frank Werneke im WDR-Interview. Arbeitsmarktexperte Starke sieht die Kombination aus höheren Gehältern und flexibleren Arbeitszeitregelungen als Schritt in die richtige Richtung

Die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst sind ein Orientierungspunkt für weitere Bereiche. So ist es üblich, dass der Abschluss später auf Bundesbeamte übertragen wird, die etwa bei der Bundespolizei, beim Zoll oder in den Verwaltungen der Bundesbehörden arbeiten. Allerdings liegt die endgültige Entscheidung darüber bei der kommenden Bundesregierung.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagenturen dpa, AP
  • Verdi-Pressemitteilung
  • Interview mit WDR-Arbeitsmarktexperte Frank Christian Starke