Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sind für Betriebe zunächst 500.000 Impfdosen pro Woche vorgesehen. Entsprechende Pläne bestätigte er der "Welt am Sonntag". Durch die Einbeziehung der Betriebsärzte sollen Hürden beim Impfen gesenkt werden. Man könne so Menschen fürs Impfen gewinnen, die "nicht das Gegenargument suchen, sondern die Gelegenheit".
Die Bundesregierung hatte eine Einbindung der Betriebsärzte bereits grundsätzlich für Juni angekündigt. Dank ansteigender Liefermengen soll das Impfnetz in der Fläche damit noch größer werden.
Laumann: Ab Juni "erhebliche Impfstoffmengen"
Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) rechnet damit, dass man ab Juni über "erhebliche Impfstoffmengen verfügen" werde und deshalb das Impfsystem auch für Betriebsärzte öffnen könne. Spätestens dann würde die Priorisierung in der Impfreihenfolge faktisch nicht mehr greifen, so Laumann Mitte April.
Einige NRW-Unternehmen haben bereits angekündigt, ihre Mitarbeiter impfen zu wollen. Großunternehmen wie die Deutsche Telekom in Bonn oder der Essener Spezialchemiekonzern Evonik haben Impfstraßen eingerichtet. Der Toilettenpaperfabrikant Hakle in Düsseldorf hat Zelte und extra Räume eingerichtet. Der dortige Betriebsarzt hat Ärzte, die eigentlich schon im Ruhestand sind, für die Impfungen rekrutiert.
Der Essener Energiekonzern RWE will seine 17 Betriebsärzte dafür einsetzen. So könnten 80 bis 100 Mitarbeiter am Tag geimpft werden. "Dann wären wir in zwei Wochen mit der Belegschaft durch und würden anschließend anbieten, die Familien der Mitarbeiter zu impfen", sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz Mitte April.
Hürden verringern
"Viele Unternehmen stehen in den Startlöchern", sagt Anette Wahl-Wachendorf vom Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte. Allerdings sind die praktischen Aspekte der Impfungen nicht unkompliziert. Unter anderem muss sichergestellt werden, dass die Betriebe regelmäßig von Großapotheken beliefert werden, da die mRNA-Impfstoffe nur wenige Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden können.
Ralf Stoffels, Präsident der Industrie- und Handelskammer Nordrhein-Westfalen, befürwortet dennoch ein Impf-Angebot für Unternehmensangehörige. "Im Betrieb wäre es für viele organisatorisch einfacher, und der Betriebsarzt könnte noch Überzeugungsarbeit leisten." Denn alles, was Zeit kostet und nicht in den Arbeitsalltag passt, wird zu einer Hürde.
Spahn plant weitere Impf-Orte
Nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Spahn soll zukünftig nicht nur in Betrieben geimpft werden - sondern auch in Schulen, Kirchen und Moscheen. Dort, wo Menschen leicht zu erreichen wären, sollten Impfangebote gemacht werden.