Covid, SARS, zweite Welle und R-Wert: Obwohl uns das Coronavirus seit Monaten begleitet, ist nicht immer klar, was mit den Begriffen rund um das Virus gemeint ist oder ob alle Beteiligten das Gleiche damit meinen. Deutlich wurde das auch bei der Pressekonferenz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag.
"Die Frage, ob wir in einer zweiten Welle sind oder ob sie kommt, halte ich für wenig zielführend", antwortete Spahn einem Journalisten, der danach gefragt hatte. Entscheidender sei, ob die gerade stark ansteigende Zahl der Neuinfektionen sich so fortsetze und ob das deutsche Gesundheitssystem damit zurecht komme.
Zweite Welle und R-Wert
Grundsätzlich ist mit der Zweiten Welle einfach nur ein erneuter Anstieg der Corona-Neuinfektionen gemeint. Ab wann diese Zunahme als Welle bezeichnet wird, handhabt jeder Wissenschaftler unterschiedlich.
So kann der Bonner Virologe Hendrik Streeck keine zweite Welle erkennen, obwohl das Robert Koch-Institut am Donnerstag 1.045 Neuinfektionen an einem Tag meldete – so viele wie seit Anfang Mai nicht mehr. Er finde den Begriff der "Dauerwelle" passender. "Die Infektionen verschwinden ja nicht, sondern wir werden lernen müssen, das Virus in unseren Alltag zu integrieren", so Streeck. Der Ärzteverband Marburger Bund hingegen erklärte bereits am Dienstag, dass sich Deutschland bereits in einer zweiten - wenn auch flachen – Welle befinde.
Der R-Wert oder die Reproduktionszahl bezeichnet die Menge an Menschen, die von einem Infizierten angesteckt werden. Je nach Krankheit variiert die Zahl. Beim Coronavirus liegt sie ohne Gegenmaßnahmen wie Abstandhalten und das Tragen von Masken zwischen 1,4 und 2,5. Durch Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen konnte die Zahl aber gesenkt werden. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts lag der 4-Tage-R-Wert am Mittwoch bei 0,9.
Der Name des Virus
Auch der Name des Coronavirus sorgt für Verwirrung. Prominentestes Beispiel: Kellyanne Conway, Beraterin von US-Präsident Donald Trump. In einem Interview warf sie der WHO vor, zu schlecht auf Covid-19 vorbereitet gewesen zu sein – es sei schließlich die 19. Version des Virus.
Die 19 in Covid-19 bezieht sich jedoch auf das Jahr, in dem die Krankheit, die vom Coronavirus ausgelöst wird, entdeckt wurde. Das "Covid" davor ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung Coronavirusdisease (Coronavirus-Krankheit).
Ausgelöst wird diese von dem Erreger SARS-CoV-2, dessen Name auch eine Abkürzung ist. Sie steht für Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom. Und weil bereits 2002 ein ähnliches Virus entdeckt wurde, trägt das aktuelle die Nummer 2.
Viruslast und Aerosole
Mit Viruslast wird die Menge an Viren bezeichnet, die sich im Körper eines Infizierten befindet – etwa im Blut oder Rachenraum. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Covid-19-Infizierte mit einer hohen Viruslast leichter andere Menschen anstecken können.
Als Aerosole werden kleinste Speicheltröpfchen bezeichnet, die so leicht sind, dass sie in der Luft schweben. Diese kleinen "Nebelwolken" entstehen beim Ausatmen und Sprechen. Stammen sie von einem Corona-Infizierten, können sich andere Menschen daran anstecken.
Super Spreader und viruzid
Ein Super Spreader (englisch für Verbreiter oder Verteiler) ist jemand, der das Coronavirus an viele andere Menschen weitergibt. Meist passiert das nicht wissentlich, da Corona-Infizierte bereits ansteckend sind, bevor sie selbst Symptome entwickeln. Treffen sie dann noch auf viele andere Menschen auf engem Raum, kann beispielsweise eine Familienfeier schnell zu einem Super-Spreader-Event werden.
Viruzid bezeichnet die Eigenschaft eines Desinfektionsmittels, neben Bakterien auch Viren abzutöten. Gegen das Coronavirus helfen bereits Mittel mit der Bezeichnung "begrenzt viruzid". Besitzt ein Desinfektionsmittel diese Eigenschaft nicht, ist es möglich, dass es nicht gegen SARS-CoV-2 hilft.
Infodemie und Präventionsparadox
Der Begriff Infodemie wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits zu Beginn der Corona-Pandemie eingeführt. Er bezeichnet die gezielte Verbreitung von falschen Informationen über die Krankheit. Dazu gehört auch der Mythos, das Virus existiere gar nicht beziehungsweise sei gar nicht so gefährlich, der gerne von Verschwörungstheoretikern verbreitet wird.
Sie kritisieren die gerade zu Beginn der Corona-Krise strikten Kontaktbeschränkungen und verweisen auf die geringen Fallzahlen und die ausgebliebene Überlastung der Krankenhäuser in Deutschland. Diese Logik wird als Präventionsparadox bezeichnet. Denn die geringen Fallzahlen resultieren aus den getroffenen Vorkehrungen und sind kein Beweis für die Harmlosigkeit des Coronavirus.