Wer hat nicht gerne ein einprägsames Hochzeitsdatum? Einen Jahrestag, den man sich merken kann, auch ohne den Ehering abzustreifen und auf die Gravur darin zu schauen. So etwas wie den 10.10.2020.
Das Problem mit dem kommenden Samstag ist nur, dass er in eine Zeit fällt, in der die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland stark ansteigt. Vor allem Familienfeiern sind nach Meinung der Experten für die erneute Ausbreitung des Virus verantwortlich. Erst am vergangenen Wochenende löste die Polizei eine Hochzeitsfeier mit rund 380 Gästen in Dortmund auf. Erlaubt waren 150.
Lokale Corona-Bremse schränkt Gästezahl auf Feiern ein
In NRW-Kommunen, in denen mehr als 35 beziehungsweise 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gemeldet wurden, gelten noch einmal strengere Regeln. Ab einem Inzidenzwert von 35 dürfen dort maximal 50 Gäste zu einer Feier kommen, die im öffentlichen Raum stattfindet. Wird der Grenzwert von 50 überschritten, sinkt die Gästezahl auf 25.
"Muss die Hochzeitsfeier mit 200, 300 Gästen mitten in dieser Jahrhundertpandemie jetzt sein?", fragte in diesem Zusammenhang auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Zahlreiche Hochzeiten in NRW geplant
Trotz der Mahnung wollen viele Paare in NRW am Samstag heiraten. Allein in Bochum wurden nach Informationen der Stadt 43 Trauungen angemeldet. "Das ist ein deutlicher Ausreisser nach oben", sagt eine Sprecherin der Stadt dem WDR. Selbst während der Hochzeitssaison zwischen Mai und August seien generell nur 20 bis 30 Hochzeiten üblich.
Das Düsseldorfer Standesamt muss für Samstag sogar das Personal aufstocken, weil dort 24 Trauungen stattfinden sollen. Eigentlich bietet die Stadt nur 16 Termine pro Tag an. Auch Wuppertal meldet mit 14 Eheschließungen mehr, als für einen Samstag im Oktober gewöhnlich. In Duisburg, Bonn und Essen sind ebenfalls alle angebotenen Trauungstermine ausgebucht.
Viele Feiern mit mehr als 50 Gästen angemeldet
Bedenken wegen der eigentlichen Trauungen haben die Städte weniger. Natürlich gelten die Hygiene- und Abstandsregelungen, auf die das Standesamt noch einmal ausdrücklich hinweise, erklärt beispielsweise die Bochumer Verwaltung. Und die Stadt Münster erinnert daran, dass vor jeder Trauung eine Liste mit allen Teilnehmern abgegeben werden muss. Diese werde dann vier Wochen aufbewahrt, um mögliche Infektionsketten zurückverfolgen zu können.
Den Städten machen eher große Feiern Sorgen, ganz gleich ob Hochzeiten oder aus einem anderen Anlass. Diese müssen mittlerweile drei Tage vorher beim Ordnungsamt angemeldet werden, sobald mehr als 50 Gäste daran teilnehmen. Allein in Bochum wurden "132 private Feiern aller Art dem Ordnungsamt angezeigt, darunter vorrangig Hochzeitsfeiern", wie ein Sprecher erklärt.
Die Veranstalter müssen zudem ein Hygienekonzept vorlegen, wenn sie nicht wollen, dass die Teilnehmer Abstandsgebot und Maskenpflicht einhalten müssen. Eine flächendeckende Kontrolle, ob diese Regeln eingehalten werden, ist laut der Stadt Essen aber nicht möglich. "Die Stadt kontrolliert im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten", erklärt ein Sprecher.
Städte kündigen Kontrollen an
Auch Duisburg, Bonn, Düsseldorf, Mönchengladbach und Bochum wollen stichprobenartig kontrollieren und "sich von der Umsetzung beziehungsweise Einhaltung der Hygiene- und Infektionsschutzvorschriften überzeugen", wie es aus Bonn heißt. Münster hat sogar "verstärkte" Kontrollen angekündigt.
Nur der Ordnungsdienst in Wuppertal hat ein ruhiges Wochenende vor sich. Dort wurde nach Informationen der Stadt keine einzige Feier mit mehr als 50 Gästen angemeldet. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass der Inzidenzwert dort über 50 liegt und dort sowohl im öffentlichen Bereich als auch zuhause nur Feste mit maximal 25 Teilnehmern gefeiert werden dürfen.