Nach rasanten Fortschritten im Frühsommer ist die Impfkampagne in Deutschland mittlerweile ins Stocken geraten. Mit einer erweiterten Testpflicht für Ungeimpfte ab August und kostenpflichtigen Corona-Tests ab Oktober sollen in den kommenden Wochen und Monaten wieder mehr Menschen dazu motiviert werden, sich impfen zu lassen.
Wo steht die Impfkampagne aktuell? Und für wie viele Ungeimpfte in Deutschland kommt eine Impfung überhaupt infrage? Fragen und Antworten.
Wie viele Menschen sind bereits geimpft?
Seit 229 Tagen läuft die Impfkampagne in Deutschland: Vollständig geimpft sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums vom Mittwoch knapp 46,2 Millionen Menschen oder 55,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mindestens eine erste Dosis bekommen haben 52,1 Millionen Menschen oder 62,7 Prozent aller Einwohner. Am Dienstag wurden bundesweit insgesamt mehr als 404.000 Impfungen verabreicht - davon 334.800 Zweitimpfungen.
Und wie viele nicht?
Rund 31 Millionen Menschen haben bisher noch keine einzige Impfdosis bekommen. Allerdings sind das nicht alles Impfgegner oder -skeptiker. Zu dieser Gruppe gehören auch rund 9 Millionen Kinder unter 12 Jahren. Für Kinder gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.
Für 4,5 Millionen Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren liegt noch keine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) vor. Deshalb sind viele Eltern noch unsicher, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen. Trotz allem haben bereits jetzt rund 23 Prozent aus dieser Altersgruppe mindestens eine Dosis erhalten - also rund eine Million Jugendliche: Tendenz steigend.
Hinzu kommen rund 750.000 Frauen, die durchschnittlich innerhalb eines Jahres schwanger werden. Wie viele Frauen sich trotz ihrer Schwangerschaft bereits haben impfen lassen, ist nicht bekannt. Unklar ist außerdem, wie viele Menschen sich nicht impfen lassen können, weil sie unter bestimmten Vorerkrankungen leiden.
Grob geschätzt bleiben also nur noch rund 17 bis 18 Millionen Menschen, die noch vom Sinn einer Impfung überzeugt werden könnten. Die anderen haben gute Gründe, sich noch oder überhaupt nicht impfen zu lassen.
Wie genau sind die Zahlen zu Erst- und Zweitimpfungen?
Bei der Interpretation von Impfquoten-Daten gibt es laut Robert Koch-Institut (RKI) eine "gewisse Unsicherheit". Es gibt Hinweise, dass die Meldungen im sogenannten Digitalen Impfquotenmonitoring (DIM) die Impfquoten vermutlich zu niedrig ansetzen, heißt es in einem aktuellen RKI-Report. Vor allem unter jungen Erwachsenen und Erwachsenen im mittleren Alter könnten schon mehr Menschen eine erste Impfung erhalten haben als in den offiziellen Zahlen verzeichnet ist.
Hintergrund ist die RKI-Erhebung "Covimo", für die Impfquoten anhand von Befragungen hochgerechnet werden. In der jüngsten Covimo-Erhebung von Ende Juni bis Mitte Juli unter rund 1.000 Erwachsenen hat sich laut Report eine Diskrepanz zum DIM ergeben. Die Quote der mindestens einmal Geimpften fiel dabei "um einiges höher" aus, besonders in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen: Während in der Befragung 79 Prozent angaben, geimpft zu sein, waren es laut Meldesystem nur 59 Prozent. Noch ist nicht klar, wie hoch die tatsächliche Diskrepanz ist. Dennoch könnte die tatsächliche Impfquote höher liegen als vermutet.