In Nordrhein-Westfalen soll ab sofort mehr und zügiger gegen das Coronavirus geimpft werden. "Wir wollen impfen, was das Zeug hält", kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Montag in Düsseldorf an. Deshalb werde man den Impfstoff von Astrazeneca in die Erstimpfungen stecken. Bei Biontech Pfizer werde weiter jeweils eine Dosis für die Zweitimpfung zurückgelegt.
300.000 Menschen, die in Arztpraxen arbeiten, sollen nach Angaben des Ministers in dieser Woche ein Impfangebot mit Astrazeneca, dessen Akzeptanz laut Laumann nicht so schlecht sei, wie sie teils gemacht werde, bekommen. Ab 8. März sollen Kita-Erzieherinnen und Erzieher geimpft werden.
Hinzu kommen laut Laumann Impfangebote an Teile der Polizei sowie an Lehrer an Grund-, Förder- und Sonderschulen. Diese Impfungen sollen in vier Wochen durch sein und bei Sonderterminen in den Impfzentren erfolgen, sagte der Minister auf Nachfrage. 750.000 Menschen könnten so geimpft werden.
Ende März sollen Impfungen der chronisch Kranken ab Impf-Priorisierungsgruppe 2 in den Hausarztpraxen starten.
SPD fordert Klarstellungen
Die SPD im Landtag forderte vom Minister "Klarheit" über das weitere Vorgehen. "Wer wann wo und wie einen Impftermin erhält", sei nicht klar, teilte die größte Oppositionsfraktion im Landtag mit. Außerdem hätten die Kommunen eine Woche vor Beginn der großen Impfaktion erfahren, dass sie für die Umsetzung der Terminvergabe verantwortlich seien.
Starttermin für über 70-Jährige offen
Derzeit würden pro Woche rund 100.000 NRW-Bürger über 80 mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft, so Laumann. Für Menschen ab 70 nannte der Minister kein genaues Startdatum - voraussichtlich werde es Ende April, Anfang Mai so weit sein. Die Menschen sollen nach Altersgruppen zur Impfung per Brief eingeladen werden.
Bisher sei medizinisch entschieden worden, Astrazeneca nur an Menschen unter 65 zu verimpfen, sagte Laumann. "Wenn man zu einer anderen Erkenntnis kommt, muss es medizinisch begründet werden und nicht politisch", so der Minister in Richtung Ständige Impfkommission. Er wäre sehr froh, wenn man auch Ältere mit Astrazeneca impfen könnte.
Laumann: Keinen Impfstoff verkommen lassen
Es dürfe kein Impfstoff "verkommen", so der Minister zur aktuellen Debatte über die Beschleunigung der Impfungen und Astrazeneca-Impfstoff, der teils übrig bleibe. Man solle "nach gesundem Menschenverstand" mit übrig gebliebenem Impfstoff umgehen - wenn möglich aber priorisierte Menschen impfen.
Das Impftempo richte sich danach, ob mehr Impfstoff zur Verfügung stehe. Zuhause sollen etwa 18.000 Menschen, die in Pflegegrad 5 sind, so schnell wie möglich geimpft werden. Die Pflegegrad 4 soll danach folgen.
Entspannte Lage in Krankenhäusern
In NRW werden laut Gesundheitsministerium aktuell 26.800 infizierte Menschen mit Corona-Erkrankung gezählt. Die Wocheninzidenz liegt bei 64,4. Derzeit werden 2.582 Covid-Patienten in Krankenhäusern behandelt. 619 liegen auf Intensivstationen. 419 von ihnen werden beatmet.
Über 1.000 Intensivbetten in Nordrhein-Westfalen sind frei. Laumann sprach von einer "entspannten Lage" in den Krankenhäusern.