Und plötzlich ist sie wieder da: die Sorge vor gravierenden Einschnitten für das öffentliche Leben, weil erste Corona-Hotspots in NRW wie Pilze aus dem Boden schießen. In Hamm und Remscheid ist ein kritischer Schwellenwert überschritten. Die Folge: schärfere Gegenmaßnahmen.
Auch in weiteren Städten und Kreisen in NRW ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen derzeit bedenklich hoch. Das liegt wohl vor allem daran, dass Reiserückkehrer das Virus aus dem Ausland mitbringen.
Laschet schließt Verschärfung der Maßnahmen in ganz NRW derzeit aus
In Hamm und Remscheid gab es mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen. Kritisch ist die Situation auch in Köln, Siegen, Solingen, im Oberbergischen Kreis und im Kreis Siegen-Wittgenstein. In NRW sind Verschärfungen der Corona-Maßnahmen bei Überschreitungen der 35er- und der 50er-Marke gesetzliche Pflicht.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat am Dienstag betont, dass verschärfte Maßnahmen für ganz Nordrhein-Westfalen derzeit nicht ausstehen würden. "Wenn wir es in Hamm lokal gut begrenzt kriegen, muss man nicht Menschen in der Eifel und im Sauerland darunter leiden lassen."
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat zuvor bereits mehrfach betont, landesweite Einschränkungen des öffentlichen Lebens sollten unter allen Umständen vermieden werden.
Höchster Wert in Hamm
Den höchsten Wert gibt es zurzeit in Hamm. Dort ist die wichtige Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen aktuell mit einem Wert von 87,1 deutlich übersprungen. Dies ist momentan der höchste Wert in Deutschland.
Die Stadt Hamm hat darauf reagiert. Sie führt ab Mittwoch wieder eine Maskenpflicht im Unterricht für Lehrer und Schüler an weiterführenden Schulen ein - zunächst für zwei Wochen und nur dann, wenn baulich ein Mindestabstand von 1,50 Metern nicht gewährleistet ist.
Im öffentlichen Raum gilt außerdem wieder eine Kontaktbeschränkung von maximal fünf Menschen oder Menschen aus zwei Haushalten. Dies gilt auch für Restaurants. Ein temporärer Freizeitpark wurde abgesagt. Es gibt außerdem schon wieder strengere Regeln für Feiern - mehr als 150 Personen sind nicht mehr erlaubt. Der größte Teil der Neuinfektionen in Hamm ist auf eine Hochzeitsfeier zurückzuführen: 99 von 164 Infizierten waren Gäste der Hochzeit. Hinzukommen noch 40 Verdachtsfälle.
Auch in Remscheid liegt die Inzidenz bei über 50
Als zweite Stadt in NRW hat Remscheid den Inzidenz-Wert von 50 Infektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschritten. Wie die Stadt am Dienstag mitteilte, liegt der Wert bei 52,05. Die Stadt hat deshalb heute Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus' beschlossen.
Unter anderem darf Schulsport bis zu den Herbstferien nur noch im Freien stattfinden. Veranstaltungen mit mehr als 300 Teilnehmern werden nicht mehr genehmigt. Außerdem rät die Stadt allen Bürgern auch im Freien in der Stadt eine Mund-Nasen-Maske zu tragen. Das könne sie aber nicht anordnen, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs.
In Köln war zwischenzeitlich die Vorwarnstufe - nicht der 50er-Schwellenwert - überschritten. Am Freitag lag die "finalisierte Inzidenzzahl" bei 36,75, wie die Stadt dem WDR mitteilte. Aktuell liegt die Inzidenzzahl knapp unter der 35er-Marke, nämlich bei 34,4. Die Zahlen aus Hamm, Remscheid und Köln kommen nicht vom RKI, sondern direkt von den Städten.
Gelsenkirchen will private Feiern einschränken
Wegen gestiegener Corona-Fallzahlen gibt es auch in Gelsenkirchen Einschränkungen: An privaten Feiern in gewerblichen Räumen dürfen künftig nur noch höchstens 50 Personen teilnehmen. Bislang galt eine Höchstgrenze von 150.
Abgesagt wurde außerdem ein großer Flohmarkt am Fußballstadion von Fußball-Bundesligist FC Schalke 04, der für Dienstag geplant war. Die Stadt appellierte an die Bürger, sich bei Feiern in privaten Räumen bis auf weiteres auf 25 Personen zu beschränken.
Weihnachtsmarkt in Dortmund soll stattfinden
Ministerpräsident Laschet sprach am Dienstag auch darüber, dass er Weihnachtsmärkte in diesem Jahr trotz der Pandemie für möglich hält. Letztendlich liege die Entscheidung darüber bei der jeweiligen Kommune. Die Stadt Dortmund ist darauf aus, dass der Weihnachtsmarkt dort stattfindet. Die Stände sollen dafür mehr in der Innenstadt verteilt werden.