In sieben Wochen geht das wohl verrückteste Schuljahr in der Geschichte von NRW zu Ende. Maskenpflicht, Coronatests, Wechselunterricht und Homeschooling haben dafür gesorgt, dass für Schüler und Lehrer nichts so war wie bisher. Doch angesichts sinkender Coronazahlen stellt sich die Frage, wie der Unterricht in den letzten Wochen ablaufen wird. Gibt es eine baldige Rückkehr zur Normalität?
Entscheidung in dieser Woche
In der vergangenen Woche wurden bereits die ersten Lockerungen für Handel, Gastronomie, Tourismus, Kultur und Sport verkündet. Für die Schulen in NRW gibt es bisher nichts Neues. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kündigte für Anfang dieser Woche Gespräche an. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will am Dienstag mit den zuständigen Verbänden sprechen.
"Notbremse" des Bundes gibt Regeln vor
Bis dahin geht es erst einmal so weiter wie bisher. So gilt grundsätzlich, dass in den Schulen nur Wechselunterricht stattfindet. Das heißt, nicht alle Schülerinnen und Schüler kommen gleichzeitig in die Klassen, sondern nur tageweise, damit es in den Räumen nicht zu voll wird. Ausnahmen gelten für Abschlussklassen.
Mancherorts gibt es im Moment sogar gar keinen Unterricht in den Schulen. Denn die "Notbremse" des Bundes schreibt ab einer 7-Tages-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen) von 165 in der entsprechenden Kommune Distanzunterricht vor. Und erst wenn die Zahlen einige Tage darunter lagen, ist wieder Wechselunterricht erlaubt. Betroffen sind derzeit unter anderem Hagen, Leverkusen und der Oberbergische Kreis.
Wenn die Werte unter 100 liegen, könnte theoretisch auch der Wechselunterricht beendet werden. Alle Schüler würden dann wieder gleichzeitig in die Schulen kommen. Zumindest schreibt der Bund unter einer Inzidenz von 100 keine Regeln mehr vor. Das heißt: Das Land kann eigenständig entscheiden.
SPD will wieder alle Kinder in den Klassen
Die SPD fordert genau das. Wenn in einer Kommune die Inzidenz stabil unter 100 liegt, soll es wieder Präsenzunterricht für alle geben. "Wenn wir jetzt regelmäßig die Kinder testen können, dann können wir es wieder verantworten, bei sinkenden Inzidenzwerten alle Kinder in die Schule zu holen", sagte Fraktionschef Thomas Kutschaty dem WDR.
Ob Schulministerin Gebauer für die letzten Wochen vor den Ferien dieses Experiment wagt, ist unklar. Denn damit würde sie zum Ende des Schuljahres noch einmal für Zündstoff in der Schullandschaft sorgen. Unter den Eltern und Lehrern gibt es nicht wenige, die gegen zu schnelle Lockerungen sind. Der Streit der vergangenen Monate würde wieder losgehen.
Laumann für landeseinheitliche Lösung
Sollte Gebauer aber unbedingt noch ein Signal für Öffnungen setzen wollen - ganz im Sinne der FDP-Linie -, wären zum Beispiel regionale Schritte möglich wie auch in der Gastronomie. Eine Option: Liegt die Inzidenz in einer Stadt oder einem Kreis unter 50, gibt es wieder für alle Schüler Präsenzunterricht. Aber: Laumann, der als Gesundheitsminister ein Wörtchen mitzureden hat, machte bereits deutlich, dass er für eine landeseinheitliche Lösung ist.
Genau davor warnt Maike Finnern, NRW-Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW. Die Unterschiede zwischen den Kommunen seien noch zu groß. Deshalb müsse je nach Infektionslage "individuell" entschieden werden, sagte sie dem WDR. Wichtig sei Planungssicherheit für die letzten Wochen des Schuljahres. Es nütze nichts, jetzt weitere Öffnungsschritte zu gehen und die dann in ein paar Wochen wieder rückgängig zu machen, weil die Zahlen wieder steigen. "Ich möchte ein bisschen auf die Euphoriebremse treten."
Änderungen auch bei Kitas möglich
Doch nicht nur die Eltern von schulpflichtigen Kindern warten gespannt auf das nächste Corona-Kapitel. Auch für die Kitas ist noch unklar, wie es weitergeht. Dort gilt bislang, dass ab einer Inzidenz von 165 eine Notbetreuung angeboten wird. Liegt der Wert darunter, gibt es einen eingeschränkten Regelbetrieb mit Gruppentrennung und einer um zehn Stunden pro Woche reduzierten Betreuung. Sollt es zu Lockerungen im Schulbereich kommen, dürfte Familienminister Joachim Stamp (FDP) auch bei den Kitas mehr Normalität wagen.