Noch sind die Schulen in NRW wegen der Herbstferien leer. Doch ab Montag sitzen die mehr als zwei Millionen Schülerinnen und Schüler wieder in den Klassenräumen. Und angesichts der steigenden Infektionszahlen wird eine Frage immer drängender: Was passiert mit den Schulen?
Das NRW-Schulministerium hat bisher noch keine neuen Vorgaben gemacht. Am Mittwoch um 15 Uhr wollen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) in einer Pressekonferenz "über den angepassten Schulbetrieb in Corona-Zeiten nach den Herbstferien" informieren. Die Pressekonferenz wird bei WDR.de und in der App WDR.aktuell live übertragen.
Bisher hieß es aus dem Schulministerium, dass man das Infektionsgeschehen bis zum Ende der Herbstferien "sehr genau" beobachte. "Weitere Maßnahmen werden kontinuierlich auf Wirksamkeit und Notwendigkeit geprüft."
SPD greift Schulministerin an
Vielen anderen reicht das nicht aus. So fordert die SPD-Opposition unverzüglich Antworten, welche Schutzmaßnahmen nach den Ferien greifen sollen. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) habe schon zu viel Zeit verstreichen lassen, kritisierte Fraktionschef Thomas Kutschaty am Dienstag. "Draußen stürmt der Corona-Herbstwind, aber im Schulministerium gilt offenbar ‚Still ruht der See'".
Lehrer fordern neue Schritte
Auch vonseiten der Lehrer wird der Druck größer. "Ein 'Weiter so' darf es nach den Herbstferien nicht geben", mahnt die Vorsitzende des Philologenverbands, Sabine Mistler. Das empfohlene Lüften reiche nicht aus.
Ein Vorschlag ist die Maskenpflicht im Unterricht. Schon nach den Sommerferien hatte es die in NRW kurzzeitig gegeben. Sowohl der Philologenverband als auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordern eine Wiedereinführung.
Kleinere Klassen für mehr Abstand
Auch über eine Verkleinerung der Klassen wird diskutiert - damit in den Räumen Abstand gehalten werden kann. Die GEW weist darauf hin, dass genau solch ein Schritt vom Robert Koch-Institut (RKI) empfohlen wird.
In einem offiziellen RKI-Papier wird vorgeschlagen, dass die Klassen verkleinert werden sollen - wenn der Grenzwert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von einer Woche überschritten wird. Dies gilt bereits für weite Teile von NRW. Eine Maskenpflicht im Unterricht wird für ältere Schüler sogar schon ab einem Wert von 35 Neuinfektionen vorgeschlagen; und ab 50 auch für jüngere.
Wie umgehen mit den RKI-Vorschlägen?
In den vergangenen Monaten hat sich die Politik immer wieder an die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts gehalten. Ob das nun auch für die Schulen in "Hotspots" gilt, wird sich zeigen. Es könnte sein, dass NRW vor einer Verkleinerung der Klassen noch zurückschreckt und erst einmal auf die Maskenpflicht setzt. Denn wenn Schüler zuhause bleiben, können deren Eltern gegebenenfalls nicht zur Arbeit gehen. Genau das will die Landesregierung aber verhindern.
Vermehrt Ausbrüche in Schulen
Doch die Annahme, dass die Schulen mit dem Coronavirus nichts zu tun haben, scheint zumindest bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zweifelhaft. So heißt es in dem RKI-Papier: "Ausbrüche in Schulen werden nach Wiedereröffnung der Bildungseinrichtungen in zunehmendem Ausmaß beobachtet." Zwar könnten diese bislang gut kontrolliert werden. Aber das tatsächliche Ausmaß einer Übertragung innerhalb der Schulen und von den Schulen in die Familien sei "weitgehend unklar".
Die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern sagt: "Das Letzte, was passieren darf, ist, dass die Schulen wieder geschlossen werden. Deshalb gilt jetzt angesichts der beunruhigenden Entwicklung der Infektionszahlen 'Sicherheit first'".