Die Lage spitzt sich zu: Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie auf mehr als 10.000 registrierte Fälle innerhalb eines Tages gestiegen. Es wurden 11.287 neue Ansteckungsfälle erfasst.
Beim Inzidenzwert liegen inzwischen acht NRW-Städte und -Kreise bei über 100. Die Gesundheitsämter in NRW sind am Limit: Teilweise können Kontakte von Infizierten nicht mehr zeitnah nachverfolgt werden, wie eine WDR-Recherche zeigt.
RKI-Chef: Situation ist "sehr ernst"
"Inzwischen ist die Situation insgesamt sehr ernst geworden", sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Donnerstag. Es bestehe jedoch noch die Chance, die weitere Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. "Wir sind nicht machtlos." Jeder einzelne könnte selbst viel dazu beitragen, Ansteckungen zu verhindern.
Hier drei Dinge, die mehr Schutz für alle bieten:
1. Corona-Regeln einhalten
Um die Ausbreitung zu verlangsamen, seien Abstandhalten, Hygienemaßnahmen und - wo nötig - das Tragen von Mund-Nase-Masken sowie Lüften unbedingt zu beherzigen, sagte RKI-Chef Wieler am Donnerstag. Wichtig sei es auch, die Corona-Warn-App zu nutzen.
Er wies darauf hin, dass im Vergleich zur ersten Welle der Pandemie derzeit die Ausbreitung des Virus in privaten Haushalten deutlich zunehme. Ursache sei, dass sich Menschen vor allem bei privaten Begegnungen ansteckten und das Virus mit nach Hause brächten.
Dies gelte es, mit Einhaltung der Hygieneregeln zu verhindern. Ansteckungen im öffentlichen Nahverkehr oder auch in Hotels seien dagegen eher seltener.
2. Kontakte reduzieren
"Leider reicht das Vermeiden von Feiern und Hochzeiten nicht mehr aus", schrieb SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Donnerstag in einem Tweet. "Das hätte es vielleicht vor vier Wochen getan."
Heute sei das Virus schon wieder so verbreitet, dass jedes Gespräch oder Treffen in Innenräumen eine Gefahr darstellen. Lauterbachs Empfehlung: "Mehr Homeoffice, weniger Freunde treffen, weniger in Restaurants, halbe Schulklassen, leerere Züge."
Wenn jeder seine sozialen Kontakte um ein Drittel bis zur Hälfte reduziere, sinke die Zahl der Neuinfektionen, sagte der Infektionsforscher Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum Braunschweig bereits am vergangenen Freitag.
3. Kontakt-Tagebuch führen
Um Kontakte besser nachverfolgen und Infektionsketten unterbrechen zu können, seien Kontakt-Tagebücher "eine große Hilfe", betonte RKI-Chef Wieler am Donnerstag.
"Es geht vor allem um Treffen, bei denen mehrere Menschen in einem Raum versammelt sind und sich unterhalten", sagte WDR-Wissenschaftsredakteurin Ruth Schulz. "Der Fokus liegt auf Gruppen-Kontakten, die aus dem Alltag herausragen."
Optimalerweise sollten jedoch alle Kontakte aufgeschrieben werden, die außerhalb der Familie und des üblichen beruflichen Umfelds stattfinden. Das könnten auch Besuche in Fitnessstudio sein oder bei Schülern außerschulische Treffen.
"Am besten man notiert die Namen der Anwesenden, die Dauer des Treffens und den Ort", sagt Schulz. "Telefonnummern kann man zur Not auch nachträglich herausfinden."