Private Feiern als Corona-Hotspots - davor warnt aktuell nicht nur Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU). Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach fordert, private Feiern wieder stärker zu begrenzen. Er schlägt vor, die Zahl der erlaubten Teilnehmer wieder zu reduzieren.
WDR: Herr Lauterbach, warum machen Ihnen private Feiern gerade besondere Sorgen?
Karl Lauterbach: Bisher waren die Feiern relativ harmlos, weil kaum jemand infiziert war. Das ändert sich aber. Und das Risiko, sich zu infizieren, ist in Innenräumen zwanzig Mal so hoch, wie draußen. Aus internationalen Studien wissen wir außerdem, dass es auch draußen ein hohes Infektionsrisiko gibt, wenn man nah beieinander steht, lange miteinander spricht und die Luft nicht zirkuliert.
WDR: Deswegen sprechen Sie sich wieder für strengere Regeln für private Feiern aus?
Lauterbach: Ich würde die Zahl derjenigen, die teilnehmen können, reduzieren – von derzeit bis zu 150 wieder auf 50, weil derzeit die Infektionszahlen wieder zunehmen. Das können wir uns nicht lange leisten.
WDR: Es gibt ja Feiern, die Familien oder Freunden sehr wichtig sind, wie Hochzeiten oder Beerdigungen. Wie kann man solche Veranstaltungen denn vielleicht doch sicher durchführen?
Lauterbach: In der Praxis geht das nicht. Eine Veranstaltung, drinnen, mit 150 Leuten, ist fast nicht sicher durchzuführen. Wenn man sich an Abstandsregeln hält, FFP2-Masken trägt, dann bleibt ja auch nicht viel von der Feier übrig. Ich glaube, es ist sehr schwer, zu einem richtigen Feiern zurückzukehren, bevor wir nicht einen Impfstoff haben.
Noch wichtiger als die privaten Feiern wäre, dass wir die spontanen Feiern in den Griff bekommen, die sich einfach auf den Plätzen abspielen, auf dem Brüsseler Platz in Köln oder in der Hasenheide in Berlin. Da muss aus meiner Sicht mit Masken gearbeitet werden, weil sonst sogar bei diesen spontanen Außenfeiern die Aerosolübertragung sehr gefährlich wäre.
WDR: Müssen wir damit rechnen, dass Feiern wieder ganz untersagt werden?
Lauterbach: Ich hoffe, dass das nicht so kommt. Ich teile die Einstellung des Gesundheitsministers, dass wir jetzt rechtzeitig aktiv werden müssen, um es nicht komplett untersagen zu müssen.
WDR: Was glauben Sie, wann werden wir wieder entspannt feiern können?
Lauterbach: Wir werden insgesamt bis zur Impfung, also bis das richtig abgeschlossen ist, sicher noch eineinhalb Jahre mit Einschränkungen leben müssen.